Zwei Staatssekretäre treten zurück. Wie lange hält Arbeitsminister Eric Woerth noch durch?

Paris. In der Politik dauern drei Monate manchmal nur vier Tage. Am vergangenen Mittwoch hatte Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy eine Kabinettsumbildung für Oktober angekündigt, doch dann traten die Staatssekretäre Alain Joyandet und Christian Blanc schon am Sonntag zurück. Sarkozy hatte allerdings wenig Zweifel daran gelassen, dass der für Zusammenarbeit mit frankofonen Staaten zuständige Joyandet und der mit der Planung des Ausbaus des Großraums Paris betraute Blanc zu den Opfern des Revirements im Herbst gehören würden. Er wolle die "Konsequenzen aus manchem ministeriellen Fehlverhalten ziehen", hatte Sarkozy nach einer Reihe von Enthüllungen über die Selbstbedienungsmentalität mancher seiner Regierungsmitglieder angekündigt.

Sarkozy hatte dabei ausdrücklich jene ins Auge gefasst, die "Geschichten mit Flugzeugen oder Zigarren" produziert hatten. Bei "Flugzeugen" durfte sich Joyandet angesprochen fühlen. Im März war er zum Preis von 116 500 Euro mit einem Privatjet nach Martinique geflogen - um an einer Konferenz über die Folgen des Erdbebens in Haiti teilzunehmen. Zudem soll er in den Genuss einer illegalen Baugenehmigung für sein Ferienhaus in Saint Tropez gekommen sein.

"Zigarren" war das Stichwort für Christian Blanc. Der "Canard Enchainé" hatte berichtet, der Staatssekretär habe in den letzten sechs Monaten für 12 000 Euro Tabakwaren auf Kosten seiner Behörde geordert. Nun sind Joyandet und Blanc ihrer angekündigten Demütigung zuvorgekommen, nicht ohne alle Beschuldigungen zurückzuweisen.

Unter Druck steht auch Arbeitsminister Eric Woerth durch seine Verwicklung in die Bettencourt-Affäre. Woerth wehrt sich gegen Vorwürfe, er habe in seiner Zeit als Haushaltsminister die Steuerflucht der L'Oréal-Erbin Liliane Bettencourt begünstigt. Vor knapp zwei Wochen waren heimlich aufgenommene Gespräche zwischen Madame Bettencourt und ihren Beratern an die Öffentlichkeit gelangt, aus denen hervorging, dass die reichste Frau Frankreichs über Konten in der Schweiz und eine Insel auf den Seychellen verfügt, die nicht deklariert waren. Bettencourts Vermögensverwalter Patrice de Maistre rühmt sich auf den Bändern seines guten Drahts zu Eric Woerth. Woerths Ehefrau Florence arbeitete bis letzte Woche in der Vermögensverwaltung Liliane Bettencourts.

Angesichts dieser Lage wertete die französische Presse die Rücktritte der Staatssekretäre Joyandet und Blanc als "Nebelkerzen" und "Ablenkungsmanöver", um "den Soldaten Woerth zu retten". Der Sprecher der Sozialisten, Benoît Hamon, sagte, es handele sich lediglich um "eine weitere Etappe der Regierungskrise". Nach einer Umfrage der "Libération" halten 64 Prozent der Franzosen ihre Politiker für korrupt.