Hamburg/Berlin. Die Kanzlerin bleibt skeptisch. Zu oft hatte es in der Vergangenheit bereits ausgesehen, als lenke der Iran ein. "Wir werden das alles daran messen, welche Taten folgen", sagte Angela Merkel gestern in Berlin. Am Vorabend hatte Präsident Mahmud Ahmadinedschad überraschend in Teheran angekündigt, der Iran sei nun doch bereit, niedrig angereichertes Uran im Ausland anreichern zu lassen.

Dies war seit Monaten eine Forderung der Vereinten Nationen gewesen. Etliche Staaten, voran die USA und Israel, verdächtigen den Iran, sein vorgeblich rein ziviles Atomprogramm zur Entwicklung von Nuklearwaffen zu nutzen. Der Westen hatte Teheran mit massiven Wirtschaftssanktionen gedroht. Zuletzt hatte die iranische Regierung einen Vorschlag der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA zurückgewiesen, einen großen Teil des Urans nach Frankreich und Russland zu bringen und es dort weiter anreichern zu lassen. Damit sollte verhindert werden, dass der Iran sein Uran selber hoch anreichert und zum Bau von Atomwaffen verwendet.

Ahmadinedschad sagte nun im iranischen Staatsfernsehen, es gebe "kein Problem" mit der vom Westen geforderten Anreicherung im Ausland. Sein Land sei bereit, einen entsprechenden Vertrag mit den Atommächten abzuschließen. "Wir sind nicht dagegen, unser niedrig angereichertes Uran ins Ausland zu senden, weil wir eine konstruktive Zusammenarbeit wollen und weil wir jederzeit niedrig angereichertes Uran wieder im Iran produzieren können", sagte der Präsident. Russlands Außenminister Sergej Lawrow meinte, falls Teheran tatsächlich dazu bereit sei, würde Moskau das willkommen heißen.

Die Bundeskanzlerin meinte dazu, eine Rede sei "sicherlich noch keine belastbare Grundlage". Regierungssprecher Ulrich Wilhelm sagte, Teheran müsse nun "konkrete Zusagen" gegenüber der IAEA machen. Nur eine "konkrete Antwort" sei der Maßstab, an dem ein mögliches Einlenken des Iran gemessen werde. Wilhelm fügte hinzu, der Iran müsse auch in anderen Punkten auf Forderungen des Uno-Sicherheitsrates eingehen. Auch Außenminister Guido Westerwelle reagierte zurückhaltend und sagte: "Wir werden den Iran nicht an seinen Worten messen, sondern an seinen Taten."

Die Äußerungen Ahmadinedschads als ausgestreckte Hand Richtung Westen wurden teilweise wieder entwertet durch einen Raketentest, den der Iran wenige Stunden nach der Rede vornahm. Anlässlich der Feiern zum 31. Jahrestag der Islamischen Revolution 1979 startete das Militär eine selbst entwickelte Satelliten-Trägerrakete vom Typ "Kawoshgar" (Forscher) 3. "Bei der Raumfahrttechnik fehlen uns nur noch zwei Schritte - und dann können wir sagen, dass der Weltraum in den Händen iranischer Wissenschaftler liegt", sagte Ahmadinedschad und sprach von einem "großartigen technologischen Erfolg". Es war der dritte Test dieser Art. An Bord der Rakete befanden sich nach iranischen Angaben eine Maus, zwei Schildkröten sowie Würmer.

Bei der Ankündigung der iranischen Weltraum-Tests im vergangenen Jahr hatten das US-Verteidigungsministerium und das Außenministerium "gravierende Sorgen" geäußert. Die Sprecher beider Ministerien hatten darauf hingewiesen, dass die zivile Weltraumtechnik auch zur Entwicklung eines militärischen Waffensystems dienen könne.

Die französische Regierung erklärte, Teheran treibe parallel zur Entwicklung von Weltraumraketen sein Atomprogramm "ohne erkennbares Ziel voran". Der Raketenstart könne "daher die Besorgnis der Weltgemeinschaft nur verstärken".