Der König starb im Alter von etwa 91 Jahren. Nachfolger wird Abdullahs Halbbruder Salman, über dessen Gesundheit es Gerüchte gibt. Weil sagt Reise nach Saudi-Arabien ab, befreundete Staaten ordnen Trauerzeiten an.

Riad/Hamburg. Saudi-Arabiens König Abdullah bin Abdul Aziz ist tot. Der Monarch starb am Donnerstag nach langer Krankheit im Alter von etwa 91 Jahren. Er soll nach dem Mittagsgebet in der Turk-bin-Abdullah-Moschee in Riad beigesetzt werden.

Die Herrschaft in dem konservativen Königreich soll Abdullahs Halbbruder Salman übernehmen. Das Königshaus habe den 79-Jährigen zum neuen Regenten ernannt, berichte die staatliche saudische Nachrichtenagentur SPA am Freitag. Salman wird demnach seinen Teueschwur nach dem Freitagsgebet in der Hauptstadt Riad ablegen.

Salman beteuerte, die Politik seiner Vorgänger fortzusetzen. „Wir werden an der rechtschaffenen Politik festhalten, die Saudi-Arabien seit der Gründung durch König Abdelasis angenommen hat“, erklärte er in einer TV-Ansprache. Die Rede nährte Zweifel an seinem Gesundheitszustand. Der neue Regent sprach kurzatmig und mit schwacher Stimme. Dabei war er nur schwer zu verstehen.

Neuer saudischer Kronprinz ist der 69 Jahre alte Prinz Mukrin, der jüngste Sohn von Staatsgründer Abdelasis. Zum stellvertretenden Kronprinzen ernannte der Königshof Prinz Mohammed bin Naif. Der 55-Jährige wäre im Falle einer Machtübernahme der erste Vertreter von Abdelasis' Enkelgeneration, der auf den Thron käme.

Der Thronwechsel kommt in einer für Saudi-Arabien sehr schwierigen Zeit. Der Vormarsch der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Irak bis an die Grenzen des Königreichs und der Staatszerfall im benachbarten Jemen haben das Herrscherhaus alarmiert. Saudi-Arabien ist immer wieder selbst Ziel von Terroranschlägen.

Zwischen Moderne und Repression

In dem streng religiösen Königreich unternahm Abdullah Modernisierungsschritte. So gründete er gegen den Willen einflussreicher Islam-Gelehrter 2009 die König-Abdullah-Universität, in der Frauen und Männer gemeinsam studieren und forschen. 2013 ernannte er erstmals Frauen zu Mitgliedern des Schura-Rates, einem beratenden Gremium ohne Gesetzgebungskompetenz.

Unter Abdullah gelang es dem Königreich auch, die arabischen Aufstände unbeschadet zu überstehen. An der Politik Riads gab es jedoch scharfe Kritik. So schickte das Königshaus Soldaten ins benachbarte Bahrain, wo Proteste von Schiiten niedergeschlagen wurden. Auch politischen Gegnern gegenüber blieb er unnachgiebig: Proteste von Schiiten wurden niedergeschlagen. Frauen, die sich dem Fahrverbot widersetzten, wurden empfindliche Strafen angedroht.

Aktuell sorgt die Prügelstrafe für den islamkritischen Blogger Raif Badawi international für Empörung. Der Aktivist war zu zehn Jahren Haft und 1000 Stockschlägen verurteilt worden, weil er im Internet den Islam beleidigt haben soll. EU-Parlamentspräsident Martin Schulz forderte im ZDF, die Prügelstrafe einzustellen.

Abendblatt.de hält Sie über die Entwicklungen rund um Saudi-Arabien nach dem Tod von König Abdullah auf dem Laufenden:

+++ Niedersachsens Ministerpräsident sagt Reise ab +++

17.14 Uhr: Niedersachsens Ministerpräsident Weil hat seine Reise in den Wüstenstaat abgesagt. Der Ministerpräsident wolle die Trauer in dem Land nicht stören, hieß es aus der Staatskanzlei. Zudem würden auch die geplanten politischen und wirtschaftlichen Gesprächstermine dort wohl nicht zustande kommen. Zuvor hatte er immer wieder betont: Fälle von Menschenrechtsverletzungen in Saudi-Arabien seien kein Grund, seine Reise in den Nahen Osten abzusagen,

+++ Schweigeminute bei Handball-WM +++

16.25 Uhr: Die Spiele bei der Handball-WM der Männer in Katar haben am Freitag zum Gedenken an Saudi-Arabiens verstorbenen König mit einer Schweigeminute begonnen. Nach einem offiziellen Anpfiff verharrten die Spieler auf dem Parkett, ohne das Spiel aufzunehmen. Erst nach der Gedenkzeremonie und einem erneuten Anpfiff durch die Schiedsrichter begannen die Partien. Die deutschen Handballer bestreiten an diesem Samstag bei der WM ihr letztes Vorrundenspiel gegen Saudi-Arabien. „Die Umstände sind etwas ungewöhnlich“, sagte Trainer Dagur Sigurdsson.

+++ UN-Generalsekretär Ban Ki Moon kondoliert +++

15.04 Uhr: UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagt: „Unter seiner Führung in verschiedenen hochrangigen Regierungsämtern hat das Königreich Saudi-Arabien bemerkenswerten Fortschritt und Reichtum für seine Bürger erzielt.“ Der UN-Generalsekretär lobte insbesondere Abdullahs Arbeit zur Verständigung zwischen den Religionen. „Als treibende Kraft hinter der arabischen Friedensinitiative hat König Abdullah ein handfestes Erbe hinterlassen, dessen Ziel Frieden in Nahost ist“, erklärte Ban.

+++ Queen Elizabeth II. jetzt älteste Monarchin +++t

14.03 Uhr: Mit dem Tod Abdullahs ist Queen Elizabeth II. zur ältesten Monarchin eines Staates weltweit geworden. Die britische Königin ist 88 Jahre alt, Abdullah war über 90, als er am Donnerstag starb. Der nächstälteste Herrscher ist Thailands König Bhumibol im Alter von 87 Jahren. Der Buckingham-Palast bestätigte die neue Führungsposition Elizabeths am Freitag zunächst nicht. Der Queen steht demnächst ein anderer Rekord ins Haus. Am 9. September wird sie ihre Ur-Ur-Großmutter Victoria als Monarchin überholen, die bisher am längsten auf dem Thron saß. Victoria hatte das Zepter 63 Jahre und 15 Schalttage in der Hand, Elizabeth II. wird am 9. September auf 63 Jahre und 16 Schalttage kommen.

+++ Israels Präsident lobt Abdullah als „umsichtigen Führer“ +++

13.14 Uhr: Israels Präsident Reuven Rivlin hat Abdullah als „Musterbeispiel eines geerdeten, umsichtigen und verantwortungsvollen Führers mit einer tiefen religiösen Tradition“ gewürdigt. Als „Hüter“ der heiligen Stätten Mekka und Medina habe Abdullah um die sensible Lage in Jerusalem gewusst und eine Vermittlerrolle eingenommen, schrieb Rivlin in einer Mitteilung. Seine kluge Politik habe zur Stabilität im Nahen Osten beigetragen. Israel und Saudi-Arabien unterhalten offiziell keine diplomatischen Beziehungen, teilen jedoch die Furcht vor einem Erstarken des Irans und der Bedrohung durch islamistischen Extremismus.

+++ Merkel kondoliert Saudi-Arabiens +++

12.12 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Saudi-Arabien zum Tod von König Abdullah kondoliert und dem gestorbenen Monarchen für „seine ausgewogene und vermittelnde Politik im Nahen Osten (...) Respekt und Anerkennung“ gezollt. Wie das Bundespresseamt mitteilte, sprach Merkel in einem Kondolenztelegramm dem neuen König Salman ibn Abdelasis ihr „tief empfundenes Mitgefühl“ aus.

Weiter schrieb die Kanzlerin über den verstorbenen König: „Mit Klugheit, Weitsicht und großem persönlichen Einsatz ist er für eine behutsame Modernisierung seines Landes und für den Dialog der islamischen Welt mit dem Westen eingetreten.“

+++ Ölpreise steigen leicht +++

11.47 Uhr: Abdullahs Tod hat auch Folgen auf dem hochsensiblen Ölmarkt. Die Ölpreise stiegen am Freitag: Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im März kostete im frühen Handel 49,44 Dollar und damit 92 Cent oder fast zwei Prozent mehr als am Donnerstagabend. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) legte um 85 Cent auf 47,16 Dollar zu. In einer ersten Reaktion auf den Tod Abdullahs waren die Ölpreise noch etwas deutlicher geklettert.

König Abdullahs Tod erhöht nach Einschätzung von Experten die Unsicherheit über die Ausrichtung der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec). Das größte Ölförderkartell hatte im November angeführt von Saudi-Arabien entschieden, die Förderung trotz des starken Ölpreis-Verfalls nicht zu kürzen. „Kurzfristig wird die Volatilität am Ölmarkt steigen“, sagte Neil Beveridge, Experte bei der Investmentbank Sanford C. Bernstein. Er glaubt nicht an eine Änderung in der Politik Saudi-Arabiens, aber der Tod Abdullahs komme für das Land zu einem ungünstigen Zeitpunkt.

+++ Putin würdigt Abdullah als „weisen Staatsmann“ +++

11.40 Uhr: Kremlchef Wladimir Putin hat Abdullah als „weisen und kontinuierlichen Staatsmann und Politiker“ gewürdigt. „Seine Hoheit hat viel getan für die Verbesserung der sozialen und wirtschaftlichen Lage der Bevölkerung“, schrieb Putin nach Kremlangaben an das Königreich. Der russische Präsident hob außerdem hervor, dass Abdullah sich auf „verschiedenen Ebenen“ um den internationalen Anti-Terror-Kampf sowie für eine „gerechte Regulierung des arabisch-israelischen Konflikts“ verdient gemacht habe.

+++ Weil sagt Reise nach Saudi-Arabien ab +++

11.27 Uhr: Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hat seine Reise nach Saudi-Arabien abgesagt. Dies teilte seine Regierungssprecherin in Hannover mit. Ursprünglich sollte an diesem Sonnabend eine 45-köpfige Delegation von Hannover nach Saudi-Arabien und ins benachbarte Katar aufbrechen. Vermutlich werde man am Besuch in Katar festhalten, sagte sie. Dies hänge von den Flug-Umbuchungen ab.

+++ Trauerzeiten von Ägypten bis Bahrain +++

10.59 Uhr: Die Führer der arabischen Welt haben mit Trauer und Beileidsbekundungen auf Abdullahs Tod reagiert. Der König des benachbarten Bahrain, Scheich Hamad, nannte den verstorbenen Monarchen einen weisen Herrscher, der sein Leben seinem Volk, der Nation, der Religion und der Menschlichkeit gewidmet habe, wie die Bahrain News Agency berichtete. Bahrain erklärte zudem eine 40-tägige Trauerzeit. Das Königreich ist ein enger Verbündeter Saudi-Arabiens.

Auch andere Regierungen riefen Trauerzeiten aus. In Jordanien soll sie 40 Tage dauern, in Ägypten sieben Tage, in den Vereinigten Arabischen Emiraten drei Tage. Der Emir von Kuwait, Scheich Sabah, erklärte, mit Abdullah habe die Welt „einen ihrer großen Männer“ verloren. Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldete hingegen den Tod Abdullahs nur in zwei Sätzen. Der verstorbene Monarch war einer der schärfsten Gegner des Regimes von Präsident Baschar al-Assad.

+++ Auch Hollande würdigt Abdullah +++

10.30 Uhr: Frankreichs Präsident François Hollande würdigt Abdullah als Mann, „dessen Arbeit die Geschichte seines Landes zutiefst geprägt“ habe.

FILE - In this March 28, 2014 file photo, U.S. President Barack Obama meets with Saudi King Abdullah about a coalition to tackle the extremist Islamic State group, at Rawdat Khuraim, Saudi Arabia. On early Friday, Jan. 23, 2015, Saudi state TV reported King Abdullah died at the age of 90. (AP Photo/Pablo Martinez Monsivais, File)
FILE - In this March 28, 2014 file photo, U.S. President Barack Obama meets with Saudi King Abdullah about a coalition to tackle the extremist Islamic State group, at Rawdat Khuraim, Saudi Arabia. On early Friday, Jan. 23, 2015, Saudi state TV reported King Abdullah died at the age of 90. (AP Photo/Pablo Martinez Monsivais, File) © AP

+++ Obama dankt Abdullah für politisches Erbe +++

10.22 Uhr: US-Präsident Barack Obama hat Abdullah für seine „gewagten Schritte“ beim Bemühen um Frieden im Nahen Osten gewürdigt. Obama, der den erkrankten König im vergangenen März besucht hatte, lobte den saudischen Herrscher posthum als einen Monarchen, der sich um eine bessere Bildung für seine Bevölkerung und einen guten Kontakt zu der internationalen Gemeinschaft bemüht habe.

Er habe „König Abdullahs Sichtweise wertgeschätzt und unsere ernst gemeinte und warme Freundschaft geschätzt“, sagte Obama nach der Nachricht vom Tod des Königs. Abdullah sei stets aufrichtig zu ihm gewesen. Der Präsident sagte weiter, Abdullahs Vermächtnis sei die Stärke der Beziehungen zwischen den USA und Saudi-Arabien.