Zuvor haben Rebellen weite Gebiete um den Flughafen erobert. Der ukrainische Präsident zeigte sich im Kampf um die Ostukraine unnachgiebig. Das Parlament mobilisierte zuletzt rund 50.000 Wehrpflichtige.

Kiew. Ukrainische Streitkräfte haben am Sonntag einen Großangriff auf den umkämpften Flughafen der Stadt Donezk gestartet. Dabei sei es ihnen gelungen, die Gebiete weitgehend zurückzuerobern, sagte Militärsprecher Andrej Lysenko am Sonntag in Kiew.

Der Flughafen war bis zu jüngsten Geländegewinnen der Rebellen lange in der Hand der Regierungstruppen, obwohl Aufständische die ostukrainische Stadt Donezk selbst unter Kontrolle haben. Dort nahmen nach Angaben von Bewohnern auch Kämpfe in der Nähe von Wohngebieten zu. Prorussische Rebellen hätten aus Siedlungen heraus Granaten abgefeuert, hieß es. Dem Innenministerium in Kiew zufolge starben bei einem Raketeneinschlag ein Kind und ein Jugendlicher.

Der Flughafen von Donezk ist durch die monatelangen Kämpfe stark zerstört und schon lange nicht mehr in Betrieb. Seine Rückeroberung ist aber ein psychologisch wichtiger Sieg für die Regierungstruppen. Der ukrainische Militärsprecher betonte, die Streitkräfte hätten damit auch nicht gegen das Abkommen von Minsk verstoßen. Nach der jüngsten Offensive verlaufe die Front wieder entlang der Linie, die damals gegolten habe.

Rebellenführer Alexander Sachartschenko warf der Regierung vor, sie wolle die Auseinandersetzungen wieder zu einem Krieg eskalieren lassen. Er machte die Regierungstruppen für den Beschuss von Gebieten rund um Donezk verantwortlich.

Mit der jüngsten Militäroffensive rücken die Kämpfe näher an die Industriemetropole heran. Der Beschuss der Umgebung nahm zu. Im 60 Kilometer entfernten Wuhlehirsk starben laut Regierung zwei Brüder im Alter von sieben und 16 Jahren, als eine Rakete in ein Haus einschlug. Ihre achtjährige Schwester wurde verletzt. Regierungstruppen kontrollieren den Ort.

POROSCHENKO ZEIGT SICH IN KIEW UNNACHGIEBIG

In Kiew versammelten sich mehrere Tausend Menschen zu einer Kundgebung. Aufgerufen zu dem „Friedensmarsch“ hatte die Regierung, die der 13 Todesopfer eines Anschlags auf einen Reisebus gedenken wollte. Sie macht dafür die Rebellen verantwortlich. Bei der Veranstaltung gab sich Präsident Petro Poroschenko unnachgiebig: Die Regierung werde kein Stück Land aufgeben. „Wir werden den Donbass zurückerobern“, sagte er mit Blick auf die Region rund um Donezk.

In einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Montagausgabe) forderte Poroschenko Solidarität mit seinem Land. Wenn die Ukraine in ihrem Kampf für Demokratie bestehen solle, „dann müssen alle Europäer heute ein wenig zu Ukrainern werden“. Die Einigkeit der Europäischen Union im Streit um die Rolle Russlands zeige, „dass Europas Rückgrat zu stark ist, um durch wirtschaftliche Einbußen gebeugt zu werden“. Poroschenko schrieb, sollte das Minsker Abkommen nicht umgesetzt werden, drohe in der Ostukraine noch mehr Blutvergießen.

Die EU hat Sanktionen gegen Russland verhängt, das der Einflussnahme auf die Rebellen verdächtigt wird. Die Regierung in Moskau weist Vorwürfe zurück, die Separatisten militärisch zu unterstützen.

Der russische Präsident Wladimir Putin zeigte sich besorgt über die jüngste Eskalation. Ein Sprecher des Präsidialamtes sagte der Agentur Interfax zufolge, die Entwicklung trage in keiner Weise zur Umsetzung des Minsker Abkommens und zur Suche nach einer Lösung des Konflikts bei.