Regierungschef Davutoglu vergleicht zudem Netanjahumit den Paris-Attentätern

Ankara. Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu hat die Veröffentlichung der Mohammed-Karikatur auf der Titelseite der französischen Satire-Zeitschrift „Charlie Hebdo“ als „schwere Provokation“ bezeichnet. „Die Pressefreiheit bedeutet nicht die Freiheit zu beleidigen“, sagte Davutoglu am Donnerstag in Ankara vor seinem Abflug nach Brüssel. „Wir können die Beleidigung des Propheten nicht akzeptieren“, sagte der islamisch-konservative Politiker.

Die erste Ausgabe der Zeitschrift seit dem islamistischen Angriff auf ihre Redaktion vergangene Woche war auch bei anderen Muslimen auf Kritik gestoßen. Die Karikatur der Zeitschrift, die diese Woche mit einer Auflage von fünf Millionen gedruckt wird und auch in Teilen von der türkischen Zeitung „Cumhuriyet“ veröffentlicht wurde, zeigt einen weinenden Propheten Mohammed unter der Überschrift „Alles ist verziehen“ mit dem Schild „Ich bin Charlie“.

Davutoglu griff zugleich den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu scharf an. „Wie die Terroristen, die die Massaker in Paris verübt haben, hat Netanjahu Verbrechen gegen die Menschlichkeit verübt an der Spitze einer Regierung, die Kinder massakriert hat, die am Strand von Gaza spielten“, sagte Davutoglu mit Blick auf die israelische Militäroffensive gegen die Hamas im Gazastreifen im Sommer, bei der fast 2200 Palästinenser getötet worden waren. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte zuvor bereits Netanjahu dafür kritisiert, am Sonntag an dem Gedenkmarsch für die Opfer der Anschläge in Paris teilgenommen zu haben. Bei der Angriffsserie waren in einem jüdischen Supermarkt auch vier Juden ermordet worden.

Netanjahu hatte die internationale Gemeinschaft aufgefordert, Erdogans Äußerungen zu verurteilen. „Das Schweigen des zivilisierten, politisch korrekten Europa zu einem antisemitischen Straßenrowdy wie Erdogan und seiner Bande versetzt uns in die 30er-Jahre zurück“, sagte Lieberman mit Blick auf die Judenverfolgungen in Deutschland. Der Chef der ultranationalistischen Partei Israel Beitenu äußerte sich vor europäischen und asiatischen Botschaftern in Israel.

Lieberman kritisierte auch die Reaktionen im Ausland auf die jüngsten islamistischen Anschläge in Paris. In der Welt und in Europa sei es in den Diskussionen vor allem um Meinungsfreiheit, Extremismus und Islamfeindlichkeit gegangen. „Aber die jüdischen und antisemitischen Aspekte wurden kaum erwähnt, und das wiegt besonders schwer.“ Bei den Anschlägen wurden 17 Menschen getötet, darunter vier französische Juden in einem jüdischen Supermarkt.

Das türkisch-israelische Verhältnis hat sich in den vergangenen fünf Jahren deutlich verschlechtert.