Washington/Moskau. Die USA wollen wegen der Ukraine-Krise neue Sanktionen gegen Russland verhängen. Präsident Barack Obama werde einen bereits vom Kongress gebilligten Gesetzesentwurf über neue Strafmaßnahmen unterschreiben, erklärte das Weiße Haus am Dienstag. Obama habe zwar nach wie vor Bedenken in Bezug auf die Vorlage, er sei aber zuversichtlich, dass er genügend Flexibilität bei der Umsetzung habe, sagte sein Sprecher Josh Earnest. Es wird damit gerechnet, dass Obama den Entwurf noch diese Woche unterzeichnet.

Die neuen Sanktionen treffen Russland inmitten einer zunehmenden Währungskrise. Der russische Rubel sackte am Dienstag zeitweise um bis zu 20 Prozent ab. Das beschwört die Gefahr einer erneuten Staatspleite des Riesenreichs herauf. Notenbankchefin Elwira Nabiullina versicherte, sich im Schulterschluss mit der Regierung gegen eine weitere Rubel-Talfahrt zu stemmen. Ministerpräsident Dmitri Medwedew berief ein Krisentreffen im Kreml ein. Trotz milliardenschwerer Interventionen der Notenbank hat die Landeswährung dieses Jahr bereits 50 Prozent an Wert zum Dollar verloren. Im Kampf gegen die rasante Kapitalflucht aus dem Land hob die Zentralbank über Nacht überraschend den Leitzins von 10,5 auf 17 Prozent an. Die höheren Zinsen sollen Anlagen in Rubel attraktiver machen.

Das Land wird nun voraussichtlich seine Devisenreserven zur Stabilisierung der Währung aufbrauchen. Daher werden Stimmen laut, die vor Parallelen mit der Rubel-Krise von 1998 warnen: Damals war Russland zahlungsunfähig und konnte nur mit Milliardenhilfen von IWF und Weltbank über Wasser gehalten werden. US-Außenminister John Kerry bemühte sich unterdessen, die Wogen zu glätten. „Russland hat in den vergangenen Tagen konstruktive Schritte unternommen“, sagte er mit Blick auf den Ukraine-Konflikt bei einem Besuch in London.

Teile der russischen Bevölkerung verfallen in einen Kaufrausch. Viele Russen zieht es in Elektronikmärkte, Möbelgeschäfte oder Autohäuser, wo sie ihre Ersparnisse loswerden wollen, bevor die Preise weiter explodieren. Russlands Bevölkerung ist erfahren mit Wechselkursschwankungen und Inflation. Sie hat seit 1990 mehrere Währungskrisen durchgemacht.