Am Dienstag soll ein auf 480 Seiten komprimierter Bericht über den Umgang mit Terrorverdächtigen in CIA-Gefängnissen veröffentlicht werden. Kritiker sprechen schon von Folter. US-Regierung gibt weltweit Sicherheitsalarm.

Washington/Berlin. Die USA befürchten Terror-Anschläge auf Stützpunkte und Botschaften im Ausland nach der Veröffentlichung eines Berichts über CIA-Foltermethoden. Sicherheitskräfte wurden wegen eines erhöhten Anschlagrisikos in Alarmbereitschaft versetzt: Das Verteidigungsministerium rief Kommandeure weltweit auf, Maßnahmen zum Schutz von Soldaten und Einrichtungen zu treffen, wie Heeresoberst Steve Warren sagte.

Das Weiße Haus sprach nach Angaben der „New York Times“ von einem erhöhten Risiko vor allem im Nahen Osten. Die 480 Seiten lange Zusammenfassung des Senat-Berichts mit 6300 Seiten sollte am Dienstag veröffentlicht werden.

Auch Außenminister John Kerry hatte vor gewalttätigen Ausschreitungen gewarnt. Der Vorsitzende des Geheimdienstausschusses des Abgeordnetenhauses, Mike Rogers, sagte dem Sender CNN, ausländische Politiker hätten den USA mitgeteilt, die Veröffentlichung werde wahrscheinlich gewalttätige Reaktionen auslösen.

Die US-Regierung unterstütze dennoch, dass der Report öffentlich gemacht werde, erklärte der Sprecher von Präsident Barack Obama, Josh Earnest, am Montag.

Führende Republikaner stemmten sich dagegen und warnten ebenfalls vor Ausschreitungen und Gewaltausbrüchen. Eine Veröffentlichung sei „rücksichtslos und unverantwortlich“, sagten die republikanischen Senatoren Marco Rubio und Jim Risch laut Fox News.

Der bislang geheime Bericht beschäftigt sich mit den „erweiterten Verhörmethoden“ des Geheimdienstes CIA unter dem damaligen Präsidenten George W. Bush nach den Anschlägen vom 11. September 2001.

Die Praktiken sind zwar größtenteils publik geworden, doch werden weitere Details erwartet, unter anderem über Todesfälle unter Gefangenen, berichtete der Sender CNN unter Berufung auf Regierungsbeamte. Der Report soll zu dem Schluss kommen, dass die Verhörpraktiken im Wesentlichen wirkungslos waren und die CIA Regierungsbeamte über den Erfolg des Programmes täuschten.

Auch Angaben zu Geheimgefängnissen

Zu den in geheimen CIA-Gefängnissen angewandten Methoden zählten Schlafentzug, Stresspositionen, Gefangenschaft in Kisten und Waterboarding – das simulierte Ertränken. Rechtsanwälte des Justizministeriums hatten damals entschieden, dass diese Praktiken keine Folter darstellten. Obama selbst bezeichnete jedoch die Behandlung einiger Gefangener im CIA-Gewahrsam als Folter.

In dem Bericht soll es auch um angebliche Geheimgefängnisse im Ausland gehen. Obama telefonierte in der Nacht zum Dienstag mit der polnischen Regierungschefin Ewa Kopacz. Beide Seiten hofften, dass der Bericht „die beiderseitigen Beziehungen nicht negativ beeinflusst“, erklärte die Warschauer Regierungskanzlei.

Amtierende und frühere Regierungspolitiker in Polen haben die Existenz des CIA-Gefängnisses auf einem ehemaligen Militärstandort bestritten.

Bush machte bereits vor der Veröffentlichung klar, dass er hinter den damaligen Verhörbeamten steht. „Wir können uns glücklich schätzen, Männer und Frauen zu haben, die bei der CIA hart für uns arbeiten“, sagte er in einem CNN-Interview. „Sie sind Patrioten, und was immer der Bericht sagt: Wenn er ihre Beiträge für unser Land herabwürdigt, dann liegt das völlig daneben.“

Amnesty besorgt über weltweite Folterpraktiken

Unterdessen schlägt Amnesty International zum diesjährigen Tag der Menschenrechte Alarm wegen der weit verbreiteten Folterpraxis in vielen Ländern. Die Menschenrechtsorganisation habe in den vergangenen fünf Jahren in 141 Ländern Folter und Misshandlung dokumentiert, erklärte die Amnesty-Expertin Maria Scharlau am Dienstag in Berlin. Wegen der vielen aktuellen Konflikte sei zu befürchten, dass Menschenrechtsstandards wie das absolute Folterverbot anhaltend in Frage gestellt würden.

„Oft geschehen Misshandlungen im Namen der nationalen Sicherheit“, erklärte Scharlau. „Angesichts der aktuellen dramatischen Situationen in der Ukraine, Syrien und im Irak müssen wir die langfristige und präventive Menschenrechtsarbeit im Blick behalten.“ Dass die USA die Folter als Mittel im „Kampf gegen den Terror“ rechtfertigt hätten, sei ein „negatives Signal“, kritisierte sie.

Vor genau 30 Jahren, am 10. Dezember 1984 – dem Tag der Menschenrechte – hatten die Vereinten Nationen ihre Antifolterkonvention verabschiedet und die Folter damit völkerrechtlich verboten. Dieses Verbot müsse „endlich mit Leben gefüllt werden“, forderte Scharlau.