Washington. Es war ein verzweifelter Rettungsversuch, um einen weiteren Amerikaner vor der Ermordung durch islamische Terroristen zu bewahren. Und er endete mit dem Tod von gleich zwei Geiseln, des amerikanischen Fotojournalisten Luke Somers und des südafrikanischen Lehrers Pierre Korkie. Nach der US-Kommandoaktion in der Nacht zum Sonnabend tauchen nun erste Details auf, warum die Befreiung im Süden des Jemen so tödlich fehlschlug.

Etwa 40 Navy Seals des Team 6 hatten an der Aktion teilgenommen. Sie wurden von der in unmittelbarer Nähe zum Jemen stationierten USS Makin Island eingeflogen und etwa elf Kilometer entfernt von dem vermuteten Aufenthaltsort der Geiseln im Bezirk Schabwah am Golf von Aden abgesetzt. Von dort mussten sich die Seals über Land vorarbeiten. Knapp 100 Meter vor ihrem Ziel kamen sie dann unter Beschuss. „Sie haben das Überraschungsmoment verloren“, sagte ein US-Offizieller der „Washington Post“. Es kam zu einem Feuergefecht, bei dem fünf oder sechs Al-Qaida-Kämpfer getötet wurden. Die Luftbewachung stellte fest, dass einer der Al-Qaida-Leute zurück zum Haus ging, in dem sich die Geiseln befanden. Der Terrorist sei „zwischen fünf und sieben Sekunden in dem Haus geblieben, das war natürlich lange genug, um Leute zu erschießen. Wir hatten aber keine Möglichkeit zu sehen, was im Haus passierte“, so ein US-Offizieller. Man sei sich sicher, dass die Geiseln von den Terroristen umgebracht wurden und nicht durch fehlgeleitete Kugeln während des Schusswechsels starben. Als die Navy Seals das Haus erreichten, waren die Terroristen schon geflohen. Die schwer verletzten Geiseln wurden sofort evakuiert. Der Südafrikaner Korkie sei noch auf dem Flug gestorben, Somers später auf dem Operationstisch der USS Makin Island.

Die Amerikaner waren gezwungen, unter Zeitdruck zu handeln. Am Mittwoch hatte die Gruppe „Al-Qaida auf der arabischen Halbinsel“ (Aqap) in einem Video gedroht, Somers innerhalb von 72 Stunden zu töten, falls die US-Regierungen die Bedingungen der Gruppe nicht erfüllen würde. Das Video war offenbar eine Reaktion auf eine Rettungsaktion eines US-Kommandos im jemenitisch-saudischen Grenzgebiet am 25. November, bei dem acht Geiseln befreit werden konnten.