Acht Monate nach dem Sturz des Präsidenten Janukowitsch wählt das Land ein neues Parlament

Kiew. Die Parlamentswahl in der Ukraine soll mehr Stabilität in der Ex-Sowjetrepublik bringen. Doch das Chaos könnte kaum größer sein: Im Osten, wo Regierungstruppen gegen prorussische Separatisten kämpfen, können die Menschen kaum abstimmen. Die Ukraine sieht sich zudem von Russland wegen unbezahlter Gasrechnungen in Milliardenhöhe unter Druck. Zur verfahrenen Lage einige Fragen und Antworten:

Warum kommt es zu Neuwahlen?

Präsident Petro Poroschenko hofft auf mehr Stabilität. Der Staatschef will sich vor allem ein starkes Mandat für angekündigte Reformen geben lassen. Zudem stellt die Wahl eine Abstimmung über seinen umstrittenen Friedensplan dar. Rein formell waren Neuwahlen möglich geworden, weil nach einem Bruch der Regierungskoalition in Kiew kein neues Bündnis innerhalb eines Monats geschmiedet wurde.

Kann in der Kampfzone gewählt werden?

In einem Teil der Unruheregion findet die Parlamentswahl nicht statt. Die Wahlleitung in Kiew schätzt, dass von den rund fünf Millionen Wahlberechtigten im umkämpften Osten fast die Hälfte nicht teilnehmen kann. Die Aufständischen haben mehrfach betont, dass sie die Abstimmung in den Separatistenhochburgen Donezk und Lugansk nicht zulassen. Sie planen eigene Wahlen am 2. November – die international kritisiert werden.

Können Ukrainer auf der Krim wählen?

Krim-Bewohner können ihre Stimme nur im Kernland abgeben. Die moskautreuen Behörden der Schwarzmeerhalbinsel lassen nicht zu, dass die Wahl auf ihrem Gebiet stattfindet. Sie sehen die Krim seit Frühjahr als Teil Russlands – gegen internationalen Protest. Wegen der Annexion werden zwölf Sitze im ukrainischen Parlament, die für Abgeordnete der Krim bestimmt sind, daher vorerst nicht besetzt.

Wer hat die besten Siegchancen?

Als Favorit gilt die Präsidentenpartei Petro-Poroschenko-Block. Sie kann nach Umfragen mit mehr als 30 Prozent der Stimmen rechnen. Zweitstärkste Kraft könnte die Radikale Partei von Oleg Ljaschko werden. Mit bis zu zehn Prozent können die Volksfront von Regierungschef Arseni Jazenjuk und die Vaterlandspartei von Ex-Ministerpräsidentin Julia Timoschenko rechnen.

Wird alles sauber verlaufen?

In der Ukraine waren Wahlen von der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) stets als frei und fair anerkannt worden. Weit verbreitet sind aber Stimmenkauf sowie Druck von Behörden und Arbeitgebern. Nicht auszuschließen sind ebenfalls Manipulationen in Wahlkommissionen nach Schließung der Wahllokale.