In der jüngsten Flüchtlingswelle sind nach Regierungsangaben mehr als 130.000 Menschen aus Syrien in der Türkei angekommen. Unterdessen hat die PKK türkische Kurden zum Kampf gegen IS-Milizen aufgerufen.

Istanbul. Als Folge des Vormarsches der Terrormiliz IS im Norden Syriens sind nach Angaben der Regierung in Ankara inzwischen mehr als 130.000 Menschen in die Türkei geflüchtet. Diese Zahl nannte Vize-Ministerpräsident Numan Kurtulmus am Montag für die Zeit seit der Grenzöffnung am Freitag, berichtete die Nachrichtenagentur Anadolu. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR hatte am Sonntagabend noch mitgeteilt, die Zahl der Flüchtlinge nähere sich der Marke von 100.000. Das UNHCR hatte zuvor gemeldet, die Türkei und die Vereinten Nationen bereiteten sich auf einen möglichen Ansturm von Hunderttausenden Flüchtlingen vor.

Unterdessen hat die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) die Kurden in der Türkei zum Kampf gegen die Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) im benachbarten Syrien aufgerufen. „Es gibt im Widerstand keine Grenze mehr“, weshalb eine „Mobilisierung“ nötig sei, hieß es in einer PKK-Mitteilung, aus der die prokurdische Nachrichtenagentur Firat am Montag zitierte. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte eroberten IS-Kämpfer seit Donnerstag etwa 60 Dörfer in den Kurdengebieten im Norden Syriens und drängten kurdische Kämpfer zurück.

Ziel der IS-Offensive ist die kurdische Stadt Ain al-Arab nahe der Grenze zum Nachbarland. Die PKK kämpft bereits im Norden des Iraks auf Seiten der kurdischen Peschmerga gegen die Dschihadisten, nachdem Anfang August die Kurden aus dem Irak, der Türkei und Syrien gegen die Extremisten eine gemeinsame Offensive starteten. In den syrischen Kurdengebieten führt die kurdische Partei der Demokratischen Union (PYD) den Kampf gegen die IS-Milizen an. Sie ist die syrische Schwesterpartei der PKK.

Der PKK-Vertreter Dursun Kalkan rief laut Firat in einem belgischen Fernsehsender alle Kurden auf, sich zusammenzuschließen. „Die kurdische Jugend vor allem, die Frauen, müssen diesen Angriffen entgegentreten“, sagte Kalkan. Er warf der Türkei „Kollaboration“ mit der IS-Miliz vor, weil Ankara territoriale Ambitionen im Irak und in Syrien habe. Die Türkei hatte sich bisher im Kampf gegen die Dschihadisten zurückgehalten, die seit Juni im irakischen Mossul 46 türkische Diplomaten und Angehörige als Geiseln hielten, bevor sie diese am Samstag freiließen.