Angriff auf palästinensischen Militärchef in Gaza

Tel Aviv/Kairo. Alle Hoffnungen auf ein Ende des Gaza-Kriegs haben sich vorerst zerschlagen. Mit dem Angriff auf den einflussreichen Militärchef der im Gazastreifen herrschenden Hamas, Mohammed Deif, habe Israel „das Tor zur Hölle aufgestoßen“, warnte der militärische Hamas-Arm. Der jüdische Staat werde „einen hohen Preis“ für den Angriff auf Deifs Versteck in der Stadt Gaza zahlen, bei dem der kleine Sohn und die Ehefrau Deifs ums Leben kamen. Hamas-Sprecher Fausi Barhum drohte den Israelis mit „den schwersten Tagen, die sie je erlebt haben“. Nach dem Scheitern der Vermittlungsbemühungen in Kairo am Dienstag feuerten militante Palästinenser wieder Dutzende Raketen auf Israel, die Luftwaffe bombardierte Ziele im Gazastreifen. Und wieder sterben in dem Palästinensergebiet viele Menschen.

Nach eineinhalb Monaten Krieg erscheint die Lage völlig aussichtslos. In Israel wird angesichts der fortwährenden Raketenangriffe aus dem Palästinensergebiet auch Kritik an dem rechtsorientierten Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu lauter. Viele seiner Minister fordern ein noch härteres Vorgehen im Gazastreifen, bis zum Sturz der Hamas. „Es ist jetzt eine breite Militäroffensive notwendig, um die Hamas zu besiegen“, meint Innenminister Gideon Saar. Netanjahu kündigte am Mittwoch an, der Militäreinsatz im Gazastreifen werde nicht beendet, bevor Ruhe einkehre.

Für die Menschen im Gazastreifen, die schon jetzt unter den verheerenden Zerstörungen leiden, ist die Fortsetzung des Kriegs eine Katastrophe. Viele von ihnen leben unter armseligsten Bedingungen in den Trümmern, ein Wiederaufbau wird erst nach einer Beruhigung der Lage möglich sein. Doch auch für Israel sind die Kosten des Kriegs – militärisch, politisch, diplomatisch und wirtschaftlich – sehr hoch. Es sei bereits der längste Waffengang, den der jüdische Staat seit der Staatsgründung 1948 geführt habe, sagte ein Kommentator des israelischen Fernsehens.

Doch ein Ende ist nicht in Sicht. Selbst die israelische Chefunterhändlerin Zipi Livni, die sich seit Jahren für eine Friedensregelung einsetzt, spricht sich gegen weitere Verhandlungen mit der Hamas aus: „Wir dürfen ihnen nicht den Eindruck vermitteln, dass Angriffe den Staat Israel zu Konzessionen bewegen.“ Sie billige im Kampf gegen die Hamas ausdrücklich auch gezielte Tötungen, sagte die Justizministerin. Kairo rief die Konfliktparteien zu einer Rückkehr an den Verhandlungstisch auf. Die ägyptischen Vermittlungsbemühungen zwischen Israel und der Hamas beschreibt ein Kommentator der israelischen Zeitung „Jediot Achronot“ jedoch sehr pessimistisch als „Versuch, eine Leiche wiederzubeleben“.