In letzter Minute stimmen die Palästinenser einer neuen fünftägigen Waffenruhe mit Israel zu. Doch gleichzeitig fliegen wieder Raketen aus Gaza nach Israel. Kann der Krieg bald ganz beendet werden?

Kairo/Gaza/Tel Aviv. Israel und die Palästinenser haben eine weitere Verlängerung der Waffenruhe im Gaza-Krieg um fünf Tage vereinbart. Das sagte Delegationsleiter Assam al-Ahmed am Mittwochabend bei einer Pressekonferenz in Kairo. Auch Ägypten und die im Gazastreifen herrschende Hamas bestätigten die Einigung. Hamas-Führer Isat al-Rischek teilte mit, die Frist solle zu weiteren Beratungen über eine dauerhafte Waffenruhe dienen. Kurz vor dem Durchbruch schossen noch vor Ablauf der geltenden Feuerpause militante Palästinenser erneut Raketen auf Israel ab.

Die israelische Delegation bei den indirekten Verhandlungen mit den Palästinensern in Kairo war zuvor nach Israel zurückgekehrt. Nach Medienberichten hatten die ägyptischen Vermittler intensiven Druck auf die Palästinenser ausgeübt, damit diese den Verhandlungen noch eine Chance geben.

Militante Palästinenser griffen Israel am Mittwochabend erstmals seit drei Tagen wieder mit Raketen an. Polizei und Armee bestätigten den ersten Angriff, der gut zwei Stunden vor Ende der geltenden 72-stündigen Waffenruhe erfolgte. Die Hamas teilte jedoch mit, sie sei nicht für den Raketenangriff verantwortlich. Anschließend gab es Berichte über weitere Angriffe auf israelische Grenzorte. Laut Armee wurden insgesamt fünf Raketen abgefeuert.

Ismail Hanija, Führer der Hamas, sagte, eine dauerhafte Waffenruhe könne nur erzielt werden, wenn die Blockade des Palästinensergebiets aufgehoben werde. „Die Opfer unseres Volkes erlauben es uns nicht, über diese Forderung zu verhandeln“, teilte Hanija mit. Man werde sich bei den Verhandlungen nicht erpressen lassen.

US-Präsident Barack Obama forderte in einem Telefonat mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu eine dauerhafte Waffenruhe. Er bekräftigte zudem die Unterstützung der USA für die ägyptischen Vermittlungsversuche, wie das Weiße Haus am Mittwoch mitteilte. Eine Einigung müsse die Sicherheit Israels gewähren und die humanitäre Krise im Gazastreifen berücksichtigen.

Israel hatte seine Offensive im Gazastreifen am 8. Juli als Reaktion auf fortwährenden Raketenbeschuss seiner Grenzorte begonnen. Vor gut einer Woche zog es seine Bodentruppen wieder ab, setzte seine Luftangriffe aber fort, mit Unterbrechungen während zweier Feuerpausen.

Seit Beginn der Offensive starben nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums mehr als 1950 Menschen und mehr als 10 000 wurden verletzt. Auf israelischer Seite wurden 64 Soldaten und drei Zivilisten getötet. Mehrere hundert Menschen erlitten Verletzungen.

Die Hamas fordert als Bedingung für ein Ende der Raketenangriffe eine Aufhebung der Blockade des Gazastreifens durch Israel und Ägypten. Weitere Forderungen sind der Bau eines See- und Flughafens sowie die Freilassung von Häftlingen. Israel will eine Entmilitarisierung der Enklave.

Schon im Verlauf des Tages hatte Israel in Erwartung einer möglichen neuen Eskalation der Gewalt zusätzliche Truppen an die Grenze zum Gazastreifen verlegt. Israelische Medien berichteten, es seien auch weitere Reservisten mobilisiert worden.

Bei der Explosion eines israelischen Blindgängers im Gazastreifen wurden am Mittwoch sechs Menschen getötet, darunter zwei Journalisten. Das Außenministerium in Rom bestätigte den Tod des 35-jährigen italienischen Journalisten Simone Camilli, der für die Nachrichtenagentur AP arbeitete. Er war der erste ausländische Journalist, der im Gaza-Krieg getötet wurde.

Die anderen Opfer waren ein palästinensischer Journalist sowie vier Bombenentschärfer, wie das Gesundheitsministerium in Gaza mitteilte. Sechs weitere Menschen seien verletzt worden. Sprengstoffexperten wollten das Geschoss aus einem dicht bewohnten Viertel in offenes Gelände transportieren, um es dort kontrolliert zu sprengen. Dann explodierte es plötzlich.