Der Kreml nennt die Sanktionen der EU und USA „kontraproduktiv“. Der Westen hatte seine Sanktionen weiter verschärft und dabei den russischen Finanz-, Energie- und Rüstungssektor ins Visier genommen.

Washington. US-Präsident Barack Obama hat dem russischen Staatschef Wladimir Putin in einem Telefonat die Unterstützung der Separatisten in der Ukraine vorgeworfen. Nach Angaben des Weißen Hauses drückte Obama in dem Gespräch am Freitag seine „große Besorgnis über die wachsende Unterstützung“ der prorussischen Aufständischen durch Moskau aus. Der US-Präsident habe für eine „diplomatische Lösung“ des Konflikts geworben. Washington und Moskau wollen demnach ihre „Kommunikationskanäle offen halten“.

Der Kreml teilte mit, dass Obama und Putin einer Meinung gewesen seien, „dass die aktuelle Situation in der Ukraine nicht im Interesse beider Länder ist“. Die von den USA und der Europäischen Union verhängten Sanktionen bezeichnete der russische Präsident als „kontraproduktiv“. Diese würden „der bilateralen Zusammenarbeit und der internationalen Stabilität insgesamt ernsten Schaden zufügen“. Der Westen hatte seine Sanktionen am Dienstag weiter verschärft und dabei den russischen Finanz-, Energie- und Rüstungssektor ins Visier genommen.

Obama sprach bei dem Telefonat nach Angaben des Weißen Hauses auch die Sorgen der USA über den mutmaßlichen russischen Verstoß gegen einen im Jahr 1987 zwischen dem damaligen Sowjetführer Michail Gorbatschow und US-Präsident Ronald Reagan abgeschlossenen Abrüstungsvertrag an. Moskau soll mit dem Test eines neuen Marschflugkörpers seine Verpflichtungen unter dem Abkommen über nukleare Mittelstreckensysteme (INF-Vertrag) verletzt haben. Das Außenministerium in Washington hatte Russland am Dienstag aufgefordert, „jedwedes verbotenes Gerät“ in „nachvollziehbarer Weise“ zu zerstören.

US-Vizepräsident Joe Biden telefonierte unterdessen mit dem ukrainischen Staatschef Petro Poroschenko und versprach zusätzliche Hilfen im Umfang von acht Millionen Dollar für den ukrainischen Grenzschutz. Washington werde unter anderem Transportfahrzeuge, Überwachungstechnik und Patrouillenboote liefern, hieß es aus dem Weißen Haus. Biden und Poroschenko hätten auch das „zutiefst destabilisierende“ Vorgehen Russlands besprochen. Moskau setze seine Waffenlieferungen an die Separatisten in der Ostukraine fort, außerdem würden ukrainische Armeeeinheiten zunehmend von russischem Staatsgebiet aus mit Artilleriefeuer unter Beschuss genommen.