52 der beschuldigten 76 Polizeioffiziere wurden bereits festgenommen. Der frühere Chef der Anti-Terror-Polizei in Istanbul, der selber in Handschellen abgeführt wurde, erklärte, die Festnahmen seien politisch motiviert.

Istanbul. In der Türkei sind Dutzende hochrangige Polizeibeamte wegen des Vorwurfs der Spionage festgenommen worden. Sie hätten Ermittlungen gegen eine angebliche terroristische Gruppe erfunden und diese dazu genutzt, Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, Minister und den Chef des Geheimdienstes auszuspionieren und Telefone abzuhören, teilte der leitende Staatsanwalt am Dienstag mit.

52 der beschuldigten 76 Polizeioffiziere wurden bereits festgenommen. Der frühere Chef der Anti-Terror-Polizei in Istanbul, der selber in Handschellen abgeführt wurde, erklärte, die Festnahmen seien politisch motiviert. Am 10. August wird in der Türkei ein neuer Präsident gewählt. Ein Sieg Erdogans gilt als sicher.

Kritiker des konservativen Politikers fürchten, dass dieser als Präsident seine Macht weiter ausbaut. Erdogan ging während seiner Regierungszeit hart gegen regierungskritische Demonstranten vor und hat reihenweise Juristen und Polizisten aus dem Staatsdienst entlassen. Er wirft dem islamischen Kleriker Fetullah Gülen mit Sitz in den USA vor, einen Parallelstaat aufbauen zu wollen.

Türkischen Medienberichten zufolge sollten die jüngsten Festnahmen und Polizeirazzien dazu dienen, die von Erdogan vermuteten Parallelstrukturen aufzubrechen. Die Ermittlungen gegen die angeblich terroristische Gruppe Selam-Tevhid wurden der Staatsanwaltschaft zufolge inzwischen eingestellt. Sie dauerten drei Jahre und hatten 251 Personen im Visier. In dieser Zeit wurden die Telefone von 2280 Personen angezapft.