Khartum. Die im Sudan wegen „Abfalls vom islamischen Glauben“ zum Tode verurteilte und Montag freigelassene Christin ist am Dienstag am Flughafen in Khartum erneut festgenommen worden. Laut einer mit dem Fall vertrauten Quelle wurde außer der 27-jährigen Meriam Jahia Ibrahim Ischag auch ihr aus dem Südsudan stammender christlicher Ehemann Daniel Wani, ein US-Bürger, festgesetzt. Beide hätten versucht, den Sudan zu verlassen und seien mittlerweile im Gewahrsam des sudanesischen Geheimdiensts Niss. Über den Verbleib der beiden kleinen Kinder des Paares, darunter ein im Gefängnis geborenes Baby, war zunächst nichts bekannt.

Ischag war am 15. Mai zum Tode durch den Strang verurteilt worden, weil sie nach sudanesischem Recht durch die Heirat mit einem Christen vom islamischen Glauben abgefallen war. Zwölf Tage später brachte sie im Gefängnis in Ketten eine Tochter zur Welt. Am Montag war sie nach einem Gerichtsbeschluss aber wieder auf freien Fuß gekommen. Politiker und Menschenrechtsorganisationen hatten sich für sie eingesetzt.

Laut der sudanesischen Auslegung des islamischen Rechts darf eine Muslimin keinen Christen heiraten. Tut sie es dennoch, wird dies als Ehebruch gewertet. Ischag wurde von ihrer äthiopischen Mutter in deren christlich-orthodoxen Glauben erzogen, nachdem ihr muslimischer Vater die Familie verlassen hatte, als sie fünf Jahre alt war. Im Sudan gelten Kinder eines muslimischen Vaters jedoch automatisch als Muslime, der Übertritt zu einem anderen Glauben ist verboten. Nach Angaben des römisch-katholischen Erzbistums von Khartum trat Ischag kurz vor ihrer Heirat zum Katholizismus über.

Laut Amnesty International wurde seit Inkrafttreten des neuen Strafgesetzbuchs 1991 im Sudan noch keine Hinrichtung wegen Abfalls vom Glauben bekannt. Zumeist seien die Anklagen fallen gelassen oder die Urteile aufgehoben worden – allerdings erst, nachdem die Verurteilten widerrufen hätten.