Moskau überrascht mit Truppenbewegungen – der Westen reagiert beunruhigt. Die einseitige Waffenruhe der Ukraine scheint noch nicht überall verstanden worden zu sein.

Moskau/Kiew. Russlands Präsident Wladimir Putin hat am Sonnabend völlig überraschend die Truppen in Zentralrussland in „volle Gefechtsbereitschaft“ versetzt. Die Truppen des zentralen Militärbezirks sowie alle Einheiten auf dem Gebiet seien in „volle Gefechtsbereitschaft versetzt“ worden, zitierten russische Nachrichtenagenturen Verteidigungsminister Sergej Schoigu. Putins Befehl gelte ab 11 Moskauer Zeit (9 Uhr MESZ).

Am Freitag hatte Moskau bestätigt, seine Militärpräsenz an der Grenze zur Ukraine zu verstärken. Die Maßnahme droht den Ukraine-Konflikt weiter zu verschärfen: Kanzlerin Angela Merkel (CDU), US-Präsident Barack Obama und Frankreichs Staatschef François Hollande hatten Putin erst am Freitagabend aufgefordert, seine Soldaten von der Grenze zur Ukraine abzuziehen. Sollte Moskau keine Schritte zur Eskalation einleiten, drohten neue Sanktionen, erklärten das Weiße Haus und der Elysée-Palast.

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hatte am Freitag eine einseitige Waffenruhe für die Ostukraine ausgerufen. Moskau hatte skeptisch auf seinen Friedensplan reagiert. Führer der Separatisten lehnten es ab, die Waffen niederzulegen, bevor sich die Regierungstruppen nicht aus der Region zurückziehen.

Derweil wurden bei einer Attacke auf einen Kontrollposten der ukrainischen Armee in der Region Donezk seien drei Soldaten verletzt. Die Stellung sei in der Nacht mit Mörsergranaten und von Scharfschützen beschossen worden.

Poroschenkos Friedensplan sieht unter anderem vor, dass die prorussischen Aufständischen in der Ostukraine ihre Waffen niederlegen und besetzte Gebäude in den Städten der Gebiete Lugansk und Donezk freigeben. Die Separatisten und der für den russischen Grenzschutz zuständige Inlandsgeheimdienst FSB sprachen am Sonnabend von weiteren Kämpfen in der Krisenregion.

Poroschenkos Friedensplan hätten alle Gesprächspartner begrüßt, teilte das Weiße Haus mit. Berichte der Nato über einen neuen Truppenaufbau Russlands an der Grenze zur Ukraine nannte US-Regierungssprecher Josh Earnest beunruhigend. Die Erklärung des Kreml, er wolle die Grenze sichern, ließ er nicht gelten. „Wir werden die Anwendung militärischer Gewalt durch Russland in der Ostukraine nicht akzeptieren – unter welchem Vorwand auch immer“, sagte Earnest.