Berlin. Zypern will so schnell wie möglich wieder den Anschluss an die internationalen Kapitalmärkte finden. Dafür sollen bereits bis Ende des Jahres die Kapitalverkehrskontrollen fallen, die es bisher nicht erlauben, Geld in nennenswertem Umfang außerhalb des Landes zu schaffen. Das kündigte Ioannis Kasoulidis, der Außenminister des Inselstaates, an: „Ende des Jahres wird dann Kapital wieder völlig ungehindert fließen können, sowohl innerhalb Zyperns als auch zwischen Zypern und dem Rest der Welt.“ Und schnell will die Regierung sich auch wieder Geld an den internationalen Kapitalmärkten besorgen: „Wir werden 2016 wieder an den Kapitalmarkt zurückkehren.“

Ende März 2013 hatte die Troika aus Europäischer Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) Zypern mit einem zehn Milliarden Euro schweren Rettungspaket vor dem Staatsbankrott gerettet. Teil der Bedingungen für die Hilfe war allerdings gewesen, dass vermögende Kunden zweier großer strauchelnder Banken einen Teil ihrer Einlagen abgeben mussten – teilweise 40 Prozent der Einlagen über 100.000 Euro. Um zu verhindern, dass vermögende Ausländer – darunter viele Russen –, aber auch Zyprer daraufhin ihr Geld aus zyprischen Banken abziehen, verhängte die Regierung strenge Kapitalverkehrskontrollen: Sie untersagte nicht nur, Geld in großem Umfang außer Landes zu bringen, sondern begrenzte auch die Summen, die Bankkunden am Geldautomaten abheben konnten, und setzte strenge Limits für Überweisungen innerhalb Zyperns.

Diese Einschränkungen des Kapitalverkehrs haben die Wirtschaft des Landes ganz erheblich belastet. In den vergangenen Monaten sind sie allerdings nach und nach gelockert worden. Zudem dürfen zyprische Firmen Geld ins Ausland überweisen, um für Importe zu bezahlen. Dafür brauchen sie in jedem Einzelfall eine staatliche Genehmigung. Die schrittweise Aufhebung der Kapitalkontrollen dürfte mit dazu beigetragen haben, dass die zyprische Wirtschaft weniger stark unter der Krise gelitten hat als ursprünglich erwartet. Denn zuvor hatte der IWF damit gerechnet, dass die Wirtschaft des Inselstaates 2013 um fast neun Prozent einbrechen würde. Tatsächlich betrug das Minus im vergangenen Jahr nur 5,5 Prozent. In diesem Jahr soll die Wirtschaft noch einmal um 4,6 Prozent schrumpfen.

Angesichts dieser Entwicklung rechnet die Regierung damit, dass die Wirtschaft im kommenden Jahr die Rezession wieder verlässt.