Riga. Rund 1500 Veteranen einer Einheit der Waffen-SS und Sympathisanten sind am Sonntag durch die lettische Hauptstadt Riga gezogen. Sie beteiligten sich an dem jährlichen Umzug, der von Russland und der russischsprachigen Minderheit in Lettland scharf kritisiert wird. Nach einem gemeinsamen Gottesdienst zogen die Teilnehmer der Kundgebung zur nationalen Gedenkstätte für die Freiheit, wo sie Blumen niederlegten.

Seit der Unabhängigkeit Lettlands 1991 gedenken Veteranen der Lettischen Legion jedes Jahr am 16. März einer Schlacht gegen die Rote Armee 1944, bei der die Legion vergeblich versuchte, den Vormarsch der Sowjettruppen aufzuhalten. Die russische Minderheit und die jüdische Gemeinde kritisieren die Gedenkfeier, da die Lettische Legion Teil der deutschen Waffen-SS war. Die Sowjetunion hatte Lettland 1939 im Zuge des Hitler-Stalin-Pakts besetzt, mit dem Osteuropa zwischen Berlin und Moskau aufgeteilt wurde. Rund 15.000 Letten wurden nach Sibirien deportiert. Als Nazi-Deutschland im Zuge des Einmarschs in die Sowjetunion 1941 auch Lettland eroberte, wurde die Wehrmacht von Teilen der Bevölkerung als Befreier gefeiert. Die deutschen Besatzer ermordeten jedoch ihrerseits 70.000 der 85.000 Juden des Landes. Im Oktober 1944 eroberte die Rote Armee Riga zurück. Bis 1991 blieb Lettland Teil der Sowjetunion.