Belgrad. Der serbische Nationalist Gavrilo Princip, dessen Attentat auf den Habsburger Thronfolger Franz Ferdinand und dessen Frau Sophie in Sarajevo vor 100 Jahren den Ersten Weltkrieg auslöste, erhält erstmals ein Denkmal. Die Statue werde zum Jahrestag des Anschlags am 28. Juni auf der Festung Kalemegdan in der serbischen Hauptstadt Belgrad errichtet, berichtete die größte Zeitung „Novosti“ am Donnerstag auf der Titelseite. Auftraggeber sei die Regierung des Landes.

Ein identisches Denkmal werde in Ost-Sarajevo aufgestellt, wo die Serben nach dem Bürgerkrieg (1992–1995) noch das Sagen haben, hieß es weiter. Nähere Angaben über das Aussehen des geplanten „grandiosen Denkmals“ machte die Zeitung nicht. „Das serbische Volk macht auf diese Weise das Unrecht an Princip wieder gut, der niemals bisher ein Denkmal erhalten hat“, schrieb das regierungsnahe Blatt. Bisher waren nur einige Straßen und Schulen in jugoslawischer Zeit nach dem Attentäter benannt worden, der gemeinsam mit zehn Gesinnungsgenossen in Sarajevo begraben liegt. Princips Schüsse auf den Thronfolger von Österreich-Ungarn gelten als Auslöser der sogenannten Julikrise, die schließlich zum Ersten Weltkrieg führte. Bei einer kürzlichen gemeinsamen Sitzung der Regierungen Serbiens und dem serbisch dominierten bosnischen Landesteil Republika Srpska in Banja Luka wurde beschlossen, den Jahrestag des Ersten Weltkriegs gemeinsam zu begehen.

In den letzten Monaten war eine Diskussion entbrannt, ob Princip, der 1918 mit 23 Jahren im tschechischen Theresienstadt in Einzelhaft gestorben war, ein Patriot und Freiheitskämpfer oder ein Terrorist gewesen ist. In Serbien war kritisiert worden, dass ihr Landsmann und seine revolutionäre Organisation „Junges Bosnien“ inzwischen im Westen oft mit der islamischen Terrororganisation al-Qaida und Serbien mit dem heutigen Iran verglichen werde. Princips Tat wird dagegen von zahlreichen Serben nach wie vor als ein Heldenakt betrachtet.