Fast 2300 Gäste aus 170 Ländern in britischer Hauptstadt

London. Mit einer pompösen Zeremonie hat Großbritannien am Mittwoch Abschied von seiner langjährigen Premierministerin Margaret Thatcher genommen. Ihr Sarg wurde nach einem einstündigen Trauerzug durch die Londoner Innenstadt in die St. Paul’s Cathedral gebracht, wo fast 2300 Gäste aus 170 Ländern an den Trauerfeierlichkeiten teilnahmen. Zehntausende Menschen säumten den knapp zwei Kilometer langen Weg vom Parlament, wo der Sarg über Nacht gestanden hatte, zu der Kathedrale. Immer wieder brandete Applaus auf, Menschen warfen Blumen. Hunderte Gegner Thatchers fanden sich ebenfalls entlang der Route ein und kehrten dem Sarg den Rücken. Zudem gab es Buhrufe.

Angeführt wurde die Trauergemeinde von Königin Elizabeth II., die zuletzt 1965 an der Beerdigung eines Premiers, des legendären Winston Churchill, teilgenommen hatte. Bei den Feierlichkeiten mit militärischen Ehren handelte es sich formell nicht um ein Staatsbegräbnis. Medienberichten zufolge kostete die Veranstaltung den britischen Steuerzahler zehn Millionen Pfund (11,7 Millionen Euro), was Gegner Thatchers scharf kritisierten. Die Regierung will die Kosten erst später offenlegen, betonte aber, sie lägen unter zehn Millionen Pfund.

Unter den Trauergästen waren für die USA die ehemaligen Außenminister Henry Kissinger, George Shultz und James Baker. Aber auch Größen aus dem Showgeschäft wie Joan Collins und Shirley Bassey waren vor Ort. Amtierende Ministerpräsidenten aus Kanada, Israel, Italien, Polen und Kuwait nahmen ebenfalls teil. Für den Gegner im Falklandkrieg, Argentinien, war Botschafterin Alicia Castro eingeladen, die aber absagte. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) vertrat die Bundesregierung. Er würdigte Thatcher als „unerschütterliche Kraft der Freiheit“. „Der Wille Margaret Thatchers und ihr Glaube an die Kraft des Individuums waren die Grundlage für Großbritanniens Comeback in Europa und in der Welt“, erklärte er.

Die Eiserne Lady, die Großbritannien von 1979 bis 1990 regiert hatte, war am Montag vor einer Woche im Alter von 87 Jahren an einem Schlaganfall gestorben. Ihre Politik der radikalen Privatisierung gegen den massiven Widerstand auch der Gewerkschaften spaltet bis heute die britische Gesellschaft.