Will sie in der Wirtschaftskrise die Insel verkaufen, auf der ihr Opa begraben liegt?

Athen/Istanbul. Die Zeiten sind lange vergangen, da einem unwillkürlich „Onassis“ einfiel, wenn von Griechenland die Rede war. Der legendäre Megamillardär Aristoteles Onassis liegt seit 1975 auf einer kleinen Insel namens Skorpios begraben. Dort ruhen auch seine jung verstorbenen Kinder: Alexandros, der zwei Jahre vor ihm bei einem Flugzeugunglück starb, und Christina, nach der er seine Yacht benannte, in der er ihre Mutter mit der Operndiva Maria Callas betrog.

Vor einigen Tagen erschien nun in der Zeitung „Ta Nea“ eine kurze Notiz: Athina Onassis de Miranda, Christinas einzige Tochter, Onassis’ Enkeltochter und letzte, bislang kinderlose Nachfahrin werde die Insel Skorpios verkaufen, „an einen russischen Milliardär“. Tatsache ist, dass Athina Onassis vor acht Jahren einen Experten anheuerte, der den Wert der Insel auf etwas mehr als 100 Millionen Euro schätzte. Dieser Mann ist der Hamburger Kaufmann Farhad Vladi. Er habe jedoch nichts von einem Verkauf gehört. Und Alexis Mantheakis, Sprecher der Familie von 1999 bis 2002, kann es sich nicht vorstellen: „Es würde zwar wirtschaftlich Sinn machen, da der Unterhalt der Insel rund eine Million Euro jährlich kostet. Aber ein Russe, nach der Zypern-Krise und mit einer griechischen Regierung, die vorhat, die Reichsten besonders schwer zu besteuern? Ich glaube es nicht.“

Außerdem geht es eigentlich gar nicht. Artikel neun des Onassis-Testaments besagt, dass, wenn der jeweilige Erbe der Insel deren Unterhalt nicht mehr leisten kann, die Insel an Olympic Airways gehen soll. „Artikel neun, meine Güte, dafür gibt es Rechtsanwälte, dass man für so etwas notfalls Schlupflöcher findet“, sagt Dimitris Liberopoulos, ein langjähriger Vertrauter der Familie, der eine beachtete Biografie schrieb. Von einem arabischen Interessenten für Skorpios war schon im Jahr 2009 die Rede gewesen. Damals hatte er deswegen, so erzählt Liberopoulos, Athina ausrichten lassen, dass sie in dem Fall nie mehr nach Griechenland zurückkehren solle.

Die letzte Onassis-Erbin fühlt sich von Griechenland verraten. Weil sie als Turnierreiterin nicht ins Olympiateam aufgenommen wurde und ihrem brasilianischen Mann Alvaro de Mirinda die Staatsbürgerschaft verweigert wurde. Man schätzt ihr Vermögen auf 800 Millionen Dollar. Die Krise ihrer Heimat betrifft Athina nicht wirklich. Die Krise ist genauso entstanden wie das Vermögen ihres Großvaters: durch Steuerflucht und Bestechung. Und Athina Onassis will mit dieser Welt des Geldes nichts zu tun haben – sie will reiten.