Tunis/Berlin. Aus Zorn über die Veröffentlichung von Fotos mit nackten Brüsten haben radikale Islamisten eine Internetseite von tunesischen Unterstützerinnen der Frauenrechtsgruppe Femen angegriffen. Die Hacker übernahmen in der Nacht zum Donnerstag die Kontrolle über die Facebook-Seite und ersetzten Bilder und Inhalte mit Lobpreisungen des islamischen Glaubens. "Dank Gott haben wir diese unmoralische Seite gehackt", schrieben sie unter dem Pseudonym "Al Aangour". "Wenn Gott will, wird dieser Schmutz aus Tunesien verschwinden."

Unterstützerinnen von Femen hatten auf der Facebook-Seite Fotos veröffentlicht, auf denen sie mit nackten Brüsten zu sehen sind. Dazu hatten sie ihre Körper mit Sätzen wie "Mein Körper gehört mir" oder "Ich pfeife auf Eure Moralvorstellungen" beschrieben. Unterdessen besprach Bundespräsident Joachim Gauck mit dem tunesischen Staatsoberhaupt Moncef Marzouki die schwierige Lage in dem Land . Marzouki warnte vor den negativen Folgen, die jede Form von Extremismus und Gewalt für die Entwicklung Tunesiens habe. Die hohen Erwartungen der Jugend seien für die Führung in Tunis eine schwierige Herausforderung.

Bei dem Treffen im Schloss Bellevue wurden auch Möglichkeiten der Zusammenarbeit erörtert. In Hamburg bildet der Krankenhauskonzern Asklepios Tunesier zu Pflegekräften aus (das Abendblatt berichtete). Rund zwei Jahre nach dem Sturz des Diktators Zine el-Abidine Ben Ali ist die Lage in Tunesien weiter angespannt. Deutschland will das Ursprungsland des demokratischen Umbruchs in der arabischen Welt weiter unterstützen.