Ein Tsunami brachte am 11. März 2011, heute vor zwei Jahren, Unheil über Japan - und die Welt. Fukushima ist seitdem der Inbegriff für eine Neubewertung der Atomkraft.

Manche Daten schreiben Geschichte. Wie Nine-eleven, der 11. September 2001, als Terrorpiloten zwei Jets in die New Yorker Zwillingstürme flogen. Auch der 11. März 2011 hat die Welt verändert, heute vor zwei Jahren. Japans dunkler Tag beginnt um 14.46 Uhr Ortszeit. 150 Sekunden dauert das Beben mit der Stärke 9,0. Die traurige Bilanz: 15.800 Menschen sterben, 3700 gelten als vermisst. Das Leid der Menschen erschüttert die Welt. Und die Wucht des Tsunamis erschüttert die Atomkraft, nicht nur in Fukushima, dem Ort, dessen Namen in unserem Land den Ausstieg aus dem Atomstrom markiert.

Auch in Japan wird seit diesem Tag darüber gestritten, welche Risiken die Menschen dort in Zukunft bei der Energieerzeugung eingehen wollen. Auch wenn der neue Ministerpräsident Shinzo Abe, 58, am liebsten erneut auf Atomkraft setzen würde und alles tut, um seinen Landsleuten die Angst vor der Strahlung zu nehmen. Das Leben geht weiter.

Wie hat sich Japan verändert, genau zwei Jahre nach der Flutwelle und ihrer maßlosen Zerstörung? Wer das Inferno überlebt hat, wird den Schock nie vergessen. Manche können heute noch nicht über das Erlebte reden. Die Wunden in den Seelen heilen oft langsamer als die sichtbaren Schäden. Der Etat für den Wiederaufbau wurde gerade aufgestockt. Aber Helfer fordern mehr Unterstützung beim Kampf gegen die seelische Not.

Wie werden die Menschen mit dem erlebten Grauen fertig? Wer jung und mobil ist, zieht vielleicht weg. Dorthin, wo andere Arbeitsplätze bereit stehen. Einige vom Tsunami hart getroffene Städte sind immer noch verwaist.

Die Trümmer beseitigen, die Ängste verdrängen. Es gibt ein Weiterleben nach der Katastrophe. Wie will der Mensch sonst bestehen nach all dem Schrecken, nach Tod und Zerstörung? Aber heilt die Zeit wirklich Wunden? Jedenfalls bleiben Narben. Neue Straßen werden gebaut, Häuser an alter Stelle neu errichtet. Und viele dämpfen ihre Sorgen mit den offiziellen Angaben, die beruhigen sollen. Die schlimmste Atomkatastrophe seit Tschernobyl habe selbst kein direktes Strahlenopfer gefunden; die Atomruine sei unter Kontrolle, heißt es von der Regierung und vom Betreiber Tepco. Andere Details aber machen Sorgen. Die Behälter für das verstrahlte Kühlwasser der Reaktoren sind fast voll. Schon einmal wurde der Inhalt ins Meer geleitet. Und niemand weiß, welche Langzeitwirkungen auf Mensch, Tier- und Pflanzenwelt, auf unser globales Ökosystem sich ergeben.

Japan nach Fukushima. Fotoreporter haben die Katastrophe an markanten Orten kurz nach dem 11. März 2011 dokumentiert, und dann ein Jahr später aus der gleichen Perspektive - und wiederum ein drittes Mal jetzt, zwei Jahre nach der Zerstörung. Mancherorts gibt es noch Spuren der Vernichtung. Manchmal trügt der Schein auch. Immer noch leben Zehntausende Opfer in Notunterkünften. Das Reaktorunglück hat Dörfer unbewohnbar gemacht und Bauern oder Fischern die Lebensgrundlage genommen.

Dennoch zeigen die Bilder auf dieser Seite eindrucksvoll: Es gibt ein Dasein danach. Mit Aufbau, Neubau, neuer Hoffnung. Irgendwann ist das Datum nur noch Geschichte.