Paris. Frankreichs Finanzminister Pierre Moscovici hat den Ausgang der italienischen Parlamentswahl als Aufruf zu einer stärker auf Wachstum ausgerichteten Politik in Europa interpretiert. Europa müsse den Menschen eine andere Perspektive als reines Sparen bieten - und die laute Wachstum, sagte Moscovici am Dienstag in Paris. Das Patt in Italien sei "ohne Zweifel besorgniserregend", fügte er hinzu. Er hoffe, dass Pier Luigi Bersani die Mehrheit seines Mitte-links-Bündnisses im Abgeordnetenhaus nutzen könne, um eine stabile und reformorientierte Regierung zu bilden.

Nach Einschätzung von Euro-Gruppenchef Jeroen Dijsselbloem muss Italien seine Zusagen über Sparmaßnahmen und Reformen erfüllen. "Wer auch an die Regierung kommt, Italien muss sich an die europäischen Absprachen halten", sagte der niederländische Finanzminister am Dienstag im Fernsehen. Europa müsse auch weiter Druck auf Italien ausüben, um den eingeschlagenen Reformweg fortzusetzen. Das Wahlergebnis stimme ihn "nicht fröhlich", sagte Dijsselbloem. Er äußerte die Hoffnung, dass in Rom dennoch eine stabile Regierung gebildet wird. "Ich hoffe, dass Italien einsieht, dass es auch für die Stabilität der Euro-Zone eine Verantwortung trägt."

Italiens katholische Kirche sieht in dem Wahlergebnis mit dem starken Auftrieb für populistische Kräfte eine Lektion für die Politiker in Rom. Das sei eine ernste Botschaft an die Welt der Politik, die ernsthaft darüber nachdenken müsse, sagte der Präsident der italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Angelo Bagnasco. "Mir scheint, dass sich in dem Votum das große Bedürfnis der Menschen ausdrückt, beteiligt zu werden", erklärte er.