Die Palästinenser werfen den Israelis vor, einen der Ihren zu Tode gefoltert zu haben. Die Ergebnisse der Autopsie stehen aber noch aus.

Jerusalem/Tel Aviv. Vor der Beisetzung eines in israelischer Haft gestorbenen Palästinensers sind die israelischen Sicherheitskräfte im Westjordanland in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt worden. Die Behörden befürchteten, dass es nach der Trauerfeier für den 30-jährigen Arafat Dscharadat zu neuen Unruhen kommen könnte, berichteten israelische Medien am Montag.

Dscharadat war am Sonnabend in dem Gefängnis Megiddo gestorben. Die Palästinenser warfen Israel nach einer Autopsie vor, der Häftling sei an den Folgen von Folter gestorben. Israel betonte, die Todesursache stehe noch nicht fest und die Ergebnisse der Autopsie müssten noch ausgewertet werden.

Nach Angaben des Chef-Pathologen der Palästinensischen Autonomiebehörde in Ramallah sei Dscharadat an den Folgen „extremer Folter“ gestorben. Saber Alul äußerte sich am Sonntag, nachdem er einer Autopsie israelischer Experten des am Vortag gestorbenen Palästinensers beigewohnt hatte.

„Die ersten Ergebnisse lassen noch keine Angaben zu. Die Todesursache kann erst ermittelt werden, wenn die mikroskopischen und toxikologischen Befunde vorliegen“, teilte das israelische Gesundheitsministerium mit. Nicht auszuschließen sei, dass kleinere äußere Verletzungen die Folge von Wiederbelebungsversuchen seien. „Die Untersuchung ist kompliziert und wird Zeit in Anspruch nehmen“, sagte Polizeisprecher Mickey Rosenfeld auf Anfrage.

Dscharadat soll Steine geworfen haben

Dscharadat aus der Nähe von Hebron war am 18. Februar festgenommen worden. Er soll Steine auf israelische Zivilisten geworfen haben. Am Sonnabend teilten die israelischen Behörden mit, er sei im Gefängnis Megiddo an Herzversagen gestorben. Wiederbelebungsversuche seien erfolglos geblieben. Aus Protest waren am Sonntag etwa 4500 Palästinenser in israelischer Haft in einen eintägigen Hungerstreik getreten. In Israel wird befürchtet, dass der Tod des Häftlings einen dritten Palästinenseraufstand, eine neue Intifada, auslösen könnte.

Im Westjordanland gingen die gewalttätigen Demonstrationen gegen die israelische Besatzung und für die Freilassung von Häftlingen unterdessen weiter. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu forderte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas auf, für Ruhe und Ordnung zu sorgen.

Dscharadat war zum Zeitpunkt der Festnahme nach Angaben seiner Familie bei guter Gesundheit, meldete die palästinensische Nachrichtenagentur Maan. Die Familie hatte Israel schon vor der Autopsie vorgeworfen, Dscharadat sei an den Folgen von Folter oder harter Verhörmethoden gestorben.

Der Tod des Vaters von zwei Kindern, dessen Frau schwanger ist, verschärfte die Spannungen im Westjordanland weiter. Hunderte Palästinenser bewarfen israelische Sicherheitskräfte mit Steinen – in Hebron und vor allem in der nahe gelegenen Stadt Sair, aus der Dscharadat stammte. Sie forderten erneut die Freilassung von vier Palästinensern aus israelischer Haft, die seit Monaten im Hungerstreik sind. Das israelische Militär setzte Tränengas und Gummigeschosse ein. Mehrere Demonstranten und mindestens ein Soldat wurden verletzt.

Israel testet Raketenabwehr erfolgreich

Unterdessen hat Israel nach eigenen Angaben zusammen mit den USA erstmals erfolgreich das Raketenabwehrsystem Arrow getestet. Dies sei ein Meilenstein auf dem Weg zur Entwicklung des neuen Waffensystems, erklärte das Verteidigungsministerium am Montag in Jerusalem.

Israel sieht sich vor allem durch den Iran bedroht. Dessen Schabab-Raketen haben eine Reichweite von rund 2000 Kilometern und können mit einem Atomsprengkopf ausgerüstet werden. Das Abwehrsystem soll anfliegende Raketen entdecken und diese durch eigene Geschosse in der Luft zerstören. Es wird gemeinsam von der Isreal Aerospace Industries Ltd. und dem US-Konzern Boeing produziert. Das Arrow-System ist eines von mehreren Elementen, mit dem sich Israel schützen will.