Nachfolgersuche und Bewertung der Leistung Benedikts XVI. - der Ticker informiert Sie über aktuelle Entwicklungen rund um den Vatikanstaat.

Hamburg. Zwei Tage nach der völlig überraschenden Ankündigung von Papst Benedikt XVI., sein Pontifikat zum 28. Februar niederzulegen, rückt die künftige Besetzung des Heiligen Stuhls in den Fokus der Verantwortlichen der katholischen Kirche. Aber auch die Leistung des scheidenden deutschen Kirchenoberhauptes wird weltweit noch einmal in aller Ausführlichkeit kommentiert.

Mit Spannung wird am heutigen Aschermittwoch der erste öffentliche Auftritt des Papstes nach seiner Rücktrittsankündigung erwartet. Zunächst will das scheidende Kirchenoberhaupt am Vormittag auf dem Petersplatz in Rom seine wöchentliche Generalaudienz abhalten. Am Nachmittag wird er den Beginn der Fastenzeit mit der Austeilung des Aschenkreuzes im Petersdom feiern.

Die Entscheidung zu seinem Rückzug hatte der 85-jährige Papst mit nachlassenden körperlichen und geistigen Kräften begründet. Bis zum Monatsende wird er noch das gewohnte Arbeitspensum absolvieren. Mit der Wahl eines Nachfolgers rechnet der Vatikan bis zum Osterfest Ende März.

Bleiben Sie mit dem Liveticker auf dem Neuestem Stand zu Entwicklungen in der katholischen Kirche zwei Tage nach der Rücktrittsankündigung Benedikts XVI.

+++ Papst twittert erstmals seit Rücktrittsankündigung wieder +++

15.30 Uhr: Erstmals seit seiner Rücktrittsankündigung hat Papst Benedikt XVI. wieder eine Botschaft über den Kurznachrichtendienst Twitter verbreitet. „In der Fastenzeit, die wir nun beginnen, erneuern wir unseren Vorsatz zur Umkehr und wollen Gott mehr Raum geben“, hieß es in der Nachricht am Aschermittwoch zum Auftakt der Fastenzeit, die bis Ostern dauert. Die 40 Tage sollen von Katholiken genutzt werden, um Verzicht zu üben, Buße zu tun und sich auf die Verantwortung für Gottes Gaben und Schöpfung zu besinnen. Die Zeit des Verzichts erinnert auch an die Leidenszeit Jesu.

+++ Papst trifft Monti und Napolitano vor Ende seiner Amtszeit +++

14.05 Uhr: Papst Benedikt XVI. wird vor dem Ende seiner Amtszeit Italiens Regierungschef Mario Monti und Staatspräsident Giorgio Napolitano zu einer Audienz empfangen. Am kommenden Sonnabend treffe der scheidende Papst Regierungschef Monti, eine Woche später den Staatspräsidenten, sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi am Mittwoch in Rom.

Wenn Benedikt am 28. Februar sein Amt niederlegt, soll er um 17.00 Uhr mit einem Helikopter zur päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo fliegen. Dort wird er die ersten Wochen nach dem Ende seines Pontifikats verbringen. Am Morgen werde er sich zuvor in einem letzten offiziellen Akt von den Kardinälen verabschieden, sagte Lombardi. Weitere Veranstaltungen seien an dem Tag nicht geplant.

+++ Barbusiger Auftritt in Pariser Kathedrale sorgt für Kritik +++

13:51 Uhr: Der barbusige Auftritt von Papst-Kritikerinnen in der französischen Kathedrale Notre Dame am Dienstag in Paris hat bei Politikern und Kirchenvertretern Kritik ausgelöst. Innenminister Manuel Valls (PS) bezeichnete den Vorfall französischen Medienberichten (Mittwoch) zufolge als „nichtsnutzig“ und sicherte den Katholiken Frankreichs seine Unterstützung zu. „Derartiges Verhalten an einem religiösen Ort entspricht nicht den republikanischen Werten“, sagte er. Frankreich garantiere jedem Gläubigen, seinen Glauben in Würde und mit gegenseitigem Respekt ausüben zu können.

Der sozialistische Bürgermeister von Paris, Bertrand Delanoe, erklärte, er sei über das Ereignis traurig. Der Vorfall karikiere den Kampf für Gleichheit und habe zahlreiche Gläubige schockiert. Der Erzpriester von Notre Dame, Patrick Jacquin, will Klage gegen die Frauenrechtsaktivistinnen wegen Störung der Glaubensruhe einreichen. Weitere Klagen von Gläubigen liegen den Berichten zufolge bereits wegen Blasphemie und Körperverletzung vor; ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes der Kirche war an der Schulter verletzt worden, als er zusammen mit Kollegen die Gruppe überwältigte.

Die acht Frauen der Frauenrechtsgruppe „Femen“ hatten am Dienstagmorgen nur mit Slip bekleidet die Kirche betreten und auf Englisch gerufen „Nie wieder Papst“. Dabei schlugen sie auf die zur Zeit in Notre Dame ausgestellten neuen Kirchenglocken ein. Auf den nackten Oberkörper hatten sie sich Slogans wie „Keine Homophobie“, „Bye Bye Benedikt“ und „Glaubenskrise“ gemalt. Die aus der Ukraine stammende Organisation ist seit September in Paris angesiedelt. Sie setzen sich seit Jahren gegen Frauenfeindlichkeit, Homophobie und Kirche ein.

+++ Papst ruft in Fastenzeit zu Umkehr +++

12.09 Uhr: Zu Beginn der Fastenzeit hat der Papst alle Gläubigen zu Umkehr und zur Rückbesinnung auf den eigentlichen Sinn des Lebens aufgerufen. Man müsse „Gott wieder den richtigen und ersten Platz“ im Leben einräumen, sagte er bei seiner Generalaudienz. Heute bestehe die Gefahr, Gott für die eigenen Interessen, für den eigenen Erfolg zu instrumentalisieren und sich selbst an die Stelle Gottes zu setzen, sagte der Papst mit Blick auf die drei Versuchungen Jesu durch den Teufel. „Umkehr bedeutet hier, die rechte Ordnung anzuerkennen, Gott den richtigen und ersten Platz zu geben.“ Diese innere „Bekehrung, in der wir wirklich Gott den Vorrang geben, verlangt unsere ganze Entschiedenheit gerade in unserer Zeit, in der so vieles den Werten es Glaubens entgegensteht“, führte Benedikt XVI. aus: „Erst in dieser Hinwendung wird unser Leben recht und finden wir unseren Frieden.“

+++ Rückritt „in voller Freiheit für das Wohl der Kirche“ +++

11.35 Uhr: Bei der Generalaudienz hat sich Benedikt erstmals öffentlich zu den Motiven für seine Entscheidung geäußert. „Ich habe dies in voller Freiheit für das Wohl der Kirche getan“, sagte er. Zuvor habe er im Wissen um die Tragweite einer solchen Schritts lange Zeit sein Gewissen geprüft. Dabei sei ihm bewusst geworden, „dass ich nicht mehr in der Lage bin, das Petrusamt mit der erforderlichen Kraft auszuüben“.

Die Gläubigen unterbrachen die Papstansprache mehrfach mit tosendem Applaus. Benedikt äußerte sich zuversichtlich zur Zukunft der katholischen Kirche. Er dankte den Gläubigen für die Liebe und die Gebete, mit denen sie ihn in während seines achtjährigen Pontifikats begleiteten. „Betet weiter für den Papst und die Kirche.“

+++ Papst eröffnet erste Generalaudienz nach Rücktrittsankündigung +++

10.53 Uhr: Unter starkem Andrang und großen Jubel durch Pilger und Touristen, darunter auch viele Gläubige aus Deutschland, hat in der vatikanischen Audienzhalle die erste Generalaudienz von Papst Benedikt XVI. nach seiner überraschenden Rücktrittsankündigung begonnen. Pilger aus aller Welt, die keine Karte mehr für die 12.000 Plätze erhalten hatten, verfolgen den ersten öffentlichen Auftritt des scheidenden Kirchenoberhaupts auf Großleinwänden auf dem Petersplatz.

Mit Spannung wird erwartet, wie der Papst sich bei der Begegnung mit den Gläubigen zu seinen Rücktrittsabsichten äußert. Am Nachmittag will das Kirchenoberhaupt die traditionelle Aschermittwochsliturgie nicht wie gewohnt in der Kirche Santa Sabina auf dem Aventinhügel feiern, sondern im Petersdom. Auch dazu wird ein großer Andrang von Gläubigen, Kardinälen, Bischöfen und Touristen erwartet.

Bei seiner voraussichtlich letzten großen Messe als Papst wird mit einer Predigt gerechnet, die sich auf die geistliche Bedeutung der Liturgie beschränkt.

Bereits Stunden vor der Generalaudienz waren die Gläubigen zum Petersplatz gekommen und hatten die Reihen der Halle bis zum letzten Platz gefüllt.

+++ Theologe: Papst-Rücktritt wie Mauerfall +++

10.46 Uhr: Der Rücktritt von Papst Benedikt XVI. ist nach Expertenmeinung in seiner Bedeutung für die katholische Kirche vergleichbar mit dem Fall der Berliner Mauer. Diese Auffassung vertritt der Professor für katholische Theologie an der Freien Universität Berlin, Rainer Kampling. „Wir stecken mitten in einem historischen Wechsel“, sagte Kampling dem Berliner „Tagesspiegel“(Mittwochsausgabe).

„Man darf gespannt sein, inwieweit dieser Übergang überhaupt funktioniert. Es gibt keine Regeln, keinen Entwurf dafür“, sagte Kampling weiter. Das Rücktrittsdatum 28. Februar, 20 Uhr, werde formaljuristisch behandelt wie sonst der Sterbezeitpunkt des Papstes. Benedikt lebe aber weiter. Die Frage sei unter anderem, wie er sich künftig äußern kann. „Die Kirche muss dafür jetzt Formen und Rituale des Vortrags entwickeln“, sagte Kampling.

Vom Pontifikat Benedikts bleibe die Re-Theologisierung des Papstamtes, die Wiedererentwicklung einer katholischen Lehrmeinung, die ausgestorben war, fügte Kampling hinzu. Dabei sei es ein Mythos, dass Benedikt in seinen Äußerungen verständlich war. „Seine Redeform mutete den Zuhörern viel zu, das war schwerste Theologie.“

Zu den ungelösten Aufgaben der Amtszeit Benedikts gehört laut dem Theologieprofessor die Annäherung an die Piusbrüder, die eine häretische (ketzerische) Gruppe seien, die nicht friedensfähig seien. In der Ökumene habe er das Verdienst, die Problemfelder zwischen katholischer und evangelischer Kirche benannt zu haben, so Kampling weiter.

+++ Kurienkardinal: Nicht-Europäer Favorit bei Papstwahl +++

10.42 Uhr: Der Präfekt der vatikanischen Bildungskongregation, Kardinal Zenon Grocholewski, hält für wahrscheinlich, dass der nächste Papst kein Europäer ist. „Heute schaut man eher auf die ganze Welt“, sagte er am Dienstagabend im polnischen Fernsehsender TVN. „Mit Sicherheit gibt es Kardinäle höchster Klasse auf anderen Kontinenten. Ich denke, dass man auf diese Weise an die Papstwahl herangehen wird.“ Grocholewski (73) ist einer von vier polnischen Kardinälen, die im März im Konklave den Nachfolger von Papst Benedikt XVI. wählen sollen.

+++ Venezolanischer Kardinal hofft auf lateinamerikanischen Papst +++

10.13 Uhr: Der venezolanische Kardinal Jorge Urosa Savino (70) hofft, dass der Nachfolger von Benedikt XVI. aus Lateinamerika kommen wird. „Hoffentlich kann man dieses Mal Lateinamerika diese Freude bereiten, aber überlassen wir das Gott, der die Herzen und Gemüter der Kardinäle führen wird, um zu entscheiden“, sagte der Erzbischof von Caracas am Dienstag (Ortszeit) bei einer Pressekonferenz in der Hauptstadt des südamerikanischen Landes.

Auf die Frage eines Journalisten, was passieren würde, sollte er zum neuen Papst gewählt werden, antwortete Kardinal Urosa: „Ich würde vor Schreck sterben.“ Der als Kritiker des venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez geltende Oberhirte der Hauptstadtdiözese empfahl zugleich dem an Krebs erkrankten sozialistischen Regierungschef, dem „sehr guten Beispiel“ des Papstes zu folgen. „Ich glaube, wenn jemand nicht mehr in der Verfassung ist, eine Gruppe von Menschen zu führen, dann ist es nur natürlich, dass man nach reiflicher Überlegung zur Seite tritt und anderen Personen die Zügel der Regierung überlässt“, sagte Urosa. Kardinal Jorge Urosa Savino ist der einzige venezolanische Vertreter unter den insgesamt 117 Kardinälen, die am Konklave nach dem Amtszverzicht von Papst Benedikt XVI. teilnehmen.

+++ Kolumbien: Farc-Guerilla sagt „Danke Benedikt“ +++

9.16 Uhr: Die linksgerichtete Guerilla-Organisation Farc hat Verdienste von Papst Benedikt XVI. um die aktuell in der kubanischen Hauptstadt stattfindenden Friedensgespräche mit der kolumbianischen Regierung gewürdigt: „Die Farc wird nicht vergessen, dass der Vatikan vorbehaltlos die Friedensgespräche in Havanna unterstützt hat. Danke Benedikt“, heißt es in einer am Dienstag (Ortszeit) in Havanna veröffentlichten Stellungnahme.

Benedikt XVI. hatte im September die anstehenden Friedensgespräche ausdrücklich begrüßt und seiner Hoffnung Ausdruck verliehen, der Prozess werde von einem „Willen zur Vergebung und Versöhnung und einer aufrichtigen Suche nach dem Gemeinwohl“ geprägt sein. Unterdessen hat die Farc-Führung die kolumbianische Bischofskonferenz zu einer Diskussion über den Friedensprozess in dem südamerikanischen Land eingeladen. Wie die Tageszeitung „El Colombiano“ aus Medellin berichtet, dankte Farc-Sprecher Ivan Marquez dem Präsidenten der Bischofskonferenz, Kardinal Ruben Salazar Gomez, für die Unterstützung des Friedensprozesses. „Wir möchten Ihnen gegenüber bekräftigen, dass wir nach Havanna gekommen sind, um einen Frieden für Kolumbien zu suchen“, schrieb Marquez an den Erzbischof von Bogota.

Die Friedensgespräche zwischen der Farc und der Regierung begannen Mitte Oktober in Oslo und werden seitdem in Etappen in Havanna fortgesetzt. Kolumbiens Unterhändler stellten in Aussicht, die Farc nach einer Einigung als politische Partei anzuerkennen. Die Farc entstand 1964. Mit rund 9.200 Kämpfern ist sie die größte lateinamerikanische Rebellenorganisation. Ihr werden schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Die Europäische Union stuft sie als Terror-Organisation ein.

Nicht in die Verhandlungen mit einbezogen ist die zweitgrößte Rebellengruppe ELN, die nach eigenen Angaben zwei deutsche Geiseln in ihrer Gewalt hat. Die marxistische ELN hatte sich Anfang letzten Jahres mit der Bitte an die katholische Kirche gewandt, sich für Friedensgespräche mit der Regierung einzusetzen. Trotz der Bemühungen der Kirche entschied sich die Regierung aber nur für Gespräche mit der Farc.

+++ Heiner Geißler: Papst Benedikt ist gescheitert +++

9.01 Uhr: Der CDU-Politiker Heiner Geißler hat dem Papst für seine Rücktrittsentscheidung Respekt gezollt, zugleich aber seine Amtsführung scharf kritisiert. „Glauben und Vernunft zu versöhnen - das ist ihm total misslungen“, sagte Geißler am Dienstagabend in der ARD-Sendung „Menschen bei Maischberger“. „Die Kurie hat er nicht in Ordnung gebracht. Die ist ihm auf der Nase herumgetanzt und deshalb ist er in meinen Augen gescheitert.“

Der gesamte Apparat des Vatikans stehe Veränderungen oft genug im Weg, erklärte der frühere Jesuitenschüler: „Wenn Jesus heute da wäre, würde er die Kurie, das gesamte Brimbamborium, das Gold und Silber und die Roten Schuhe beseitigen.“ Die katholische Kirche müsse sich dringend verändern, weil sich sonst immer mehr Menschen von ihr entfremden würden.

„Ein Gott, der mit lächerlichen Dogmen verbunden wird, findet keine Akzeptanz mehr“, sagte der Christdemokrat. Der freiwillige Rücktritt des Papstes sei ein Zeichen der Stärke „und vielleicht hat er ein Stück Demokratisierung in die Wege geleitet, weil er mit alten Traditionen gebrochen hat“.

Auch der langjährige Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan, Pater Eberhard von Gemmingen, mahnte eine Erneuerung der katholischen Kirche an. „Wir brauchen eine große Strukturreform und eine Entmachtung des Vatikan“, sagte er. Der scheidende Papst habe zwar viele Probleme seiner Kirche wie der Welt erkannt, sie aber nicht in Handeln umsetzen können.

„Papst Benedikt ist ein großer Denker, hatte aber von Beginn an nicht die Gabe des Regierens“, sagte Gemmingen. „Regieren muss einer, der mit der Faust auf den Tisch schlagen kann – und das konnte er nicht.“

+++ Drewermann: Kirchenvertreter in Afrika noch konservativer +++

8.47 Uhr: Der Paderborner Kirchenkritiker Eugen Drewermann (72) wünscht Benedikt XVI., dass er noch „viele Jahre in Ruhe und Frieden genießen“ kann. Er habe große Zweifel, ob nun in der katholischen Kirche eine neue Nachdenklichkeit über den Papst und dessen Amt einsetzt, sagte Drewermann der Neuen Westfälischen. Dazu seien die Strukturen viel zu sehr verkrustet. Seiner Ansicht nach müsste „die Religion von den Menschen und nicht vom Amt her“ gedacht und praktiziert werden. In der katholischen Kirche sei allerdings das Gegenteil der Fall. „Hier dürfen die Menschen nicht reifen, sondern sie müssen stets gehorchen“. Die Amtskirche denke immer autoritär und von oben her. „Sie verkündet fertige Dogmen und weiß angeblich immer schon wo es langgeht“, konstatierte der Kirchenkritiker. Dieses sei „ihr Grundproblem“. Falls nun ein Papst aus so genannten Entwicklungsländern in Rom an die Macht komme, werde das kaum etwas ändern. Denn in Afrika oder Amerika zum Beispiel seien die Kirchenvertreter häufig noch konservativer als in Europa.

+++ Kommt der nächste Papst aus Baden-Württemberg? +++

8.20 Uhr: Spätzle im Vatikan? Oder ein Papst auf Heimatbesuch auf der Schwäbischen Alb? Möglich wäre es, dass der nächste Papst aus Baden-Württemberg kommt. Sonderlich wahrscheinlich ist es nicht. Trotzdem kann man bei einem irischen Buchmacher im Moment Wetten darauf abschließen, ob etwa der frühere Rottenburger Bischof Walter Kasper den Stuhl Petri im Vatikan besteigt. Die Quote auf seinen Sieg lag zuletzt bei 150 zu 1.

Der 79-Jährige wird immerhin einer von 117 Kardinälen sein, die im Konklave den neuen Papst wählen. Damit zählt er zum Zirkel der Aspiranten – denn fast immer wählen die Kardinäle einen der ihren zum Papst. Bei der letzten Papstwahl 2005 war Kasper schon einmal als Geheimtipp gehandelt worden, doch am Ende gewann Joseph Ratzinger.

Dass nach Ratzinger schon wieder ein Deutscher Papst werden könnte, halten Beobachter für nahezu ausgeschlossen. Trotzdem ist die Entscheidungsfindung im Konklave oft völlig unvorhersehbar. Außerdem hat Baden-Württemberg quasi noch einen Joker: Für den Bischof von Mainz, Karl Kardinal Lehmann, stehen die Quoten bei dem Buchmacher bei 100 zu 1 – und Lehmann wurde immerhin in Sigmaringen geboren.

+++ Papst feiert letzten großen Gottesdienst +++

8.07 Uhr: Nach der Ankündigung seines Rücktritts zum 28. Februar kommt der Papst am heutigen Aschermittwoch bei einer großen liturgischen Feier noch einmal mit den Kardinälen und Bischöfen zusammen, gab Vatikansprecher Federico Lombardi bekannt. Es wird Benedikts letzter großer Gottesdienst sein. Aus Platzgründen sei die Zeremonie in den Petersdom verlegt worden. Die Gläubigen hätten während der Angelusgebete an den kommenden Februar-Sonntagen Gelegenheit, Benedikt XVI. nochmals im Amt zu erleben. Der letzte öffentliche Amtstermin des Papstes werde voraussichtlich die Generalaudienz am 27. Februar sein, die auf den Petersplatz verlegt werden soll.

Weder in die Wahl seines Nachfolgers noch in die künftige Leitung der Kirche werde Benedikt XVI. sich einmischen, sagte der Vatikansprecher. Unterdessen hat die Diskussion über Benedikts Nachfolger begonnen. Dabei gibt es noch keinen eindeutigen Favoriten. Falls überhaupt wieder ein Europäer Chancen haben sollte, gelten der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn, 68, und Mailänder Erzbischof Angelo Scola, 71, als mögliche Kandidaten. Doch betonen hohe Kirchenvertreter, die Zeit könnte reif sein für einen Pontifex aus Südamerika oder Afrika. Im Konklave, das voraussichtlich von Ende Februar an das neue Oberhaupt der katholischen Kirche wählen wird, stellen aber die Europäer mit etwa der Hälfte der 117 Kardinäle die größte Gruppe.

+++ Glück: Nächster Papst soll Bistümern mehr Befugnisse geben +++

7.38 Uhr: Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, erhofft sich vom nächsten Papst mehr Eigenständigkeit für die Bistümer. Der Nachfolger von Benedikt XVI. solle „die Befugnisse der Bistümer gegenüber dem Vatikan vergrößern“, sagte Glück dem „Mannheimer Morgen“ (Mittwoch). „Andernfalls kann sich die Weltkirche angesichts der unterschiedlichen Kulturen und Probleme bei den Menschen nicht entsprechend verständlich machen.“ Es gehe um die innere Lebendigkeit der Kirche. Glück bezeichnete Benedikt als „Papst der geistlichen Botschaft“. Manches von dem, was er in seinen Enzykliken geschrieben habe, „wird erst später ganz erfasst werden und weiterwirken durch die Kraft seines Denkens und seiner Worte“.

+++ Theologe: Papst aus Südamerika würde der Kirche gut tun +++

7.20 Uhr: Ein Papst aus Südamerika oder Afrika könnte die Kirche nach Einschätzung des Theologen Bernd-Jochen Hilberath in ihrer derzeitigen Situation wirklich nach vorne bringen. „Jemand, der aus der südamerikanischen Pastoral der Befreiung kommt, der sich als Stimme der Armen versteht, könnte ganz neue Impulse bringen“, sagte der Tübinger Theologe der Nachrichtenagentur dpa.

„Dort gibt es Priester mit Bodenhaftung, die wirkliche Seelsorgertypen sind, und bei denen das Vertrauen auf den heiligen Geist größer ist als die ständige Sorge um den Verlust der Identität der Kirche“, sagte er. Nach dem theologischen Papst Benedikt täte so ein praxiserprobter Seelsorger auf dem Papststuhl der katholischen Kirche gut.