Erstmals seit 30 Jahren besucht ein iranischer Staatschef Ägypten. Anlass ist ein Gipfeltreffen der islamischen Staaten in Kairo.

Kairo. Präsident Mahmud Ahmadinedschad traf am Dienstag in Kairo ein, wo er am Flughafen von seinem ägyptischen Kollegen Mohammed Mursi begrüßt wurde. Nach ersten politischen Gesprächen besuchte der schiitische Politiker das sunnitische Al-Azhar Islam-Institut. Allerdings wirkten die Gastgeber bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Ahmadinedschad weniger euphorisch als ihr iranischer Gast. Die ägyptischen Islamgelehrten forderten ihn nach Informationen des Nachrichtensenders Al-Arabija auf, die Rechte der sunnitischen Minderheit im Iran zu respektieren.

Anlass für den Besuch ist der Gipfel der Organisation für islamische Kooperation (IOC), der an diesem Mittwoch in Kairo beginnt. Auf der Tagesordnung des Gipfeltreffens stehen unter anderem Palästina, Syrien und die Krise in Mali. Kurz vor dem Präsidenten war in der Nacht bereits eine 37-köpfige Delegation aus dem Iran in Kairo eingetroffen.

Der Iran ist der einzige Staat in der Region, der im syrischen Bürgerkrieg das Regime von Präsident Baschar al-Assad unterstützt. Ahmadinedschad ist seit der Machtergreifung der Islamisten in Teheran 1979 der erste iranische Präsident, der Ägypten besucht.

Ein Syrer wurde in Kairo festgenommen, nachdem er versucht hatte, den iranischen Präsidenten mit einem Schuh zu schlagen. Aus Sicherheitskreisen in Kairo hieß es am Mittwoch, der junge Mann habe sich am Dienstagabend durch die Menge vor der Al-Hussein-Moschee in Kairo gedrängt, als der iranische Präsident auf dem Weg von der Moschee zu seinem Auto war. Dabei rief er nach Informationen der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu, die den Vorfall gefilmt hat: „Ihr habt unsere Brüder getötet“. Der Schuh traf jedoch nicht den Präsidenten, sondern einen ägyptischen Sicherheitsmann.

Nach der islamischen Revolution im Iran 1979 hatte Ägypten die diplomatischen Beziehungen zu Teheran abgebrochen. Der im Februar 2011 entmachtete ägyptische Präsident Husni Mubarak hatte wenig Interesse an einer Annäherung gezeigt. Die neuen islamistischen Regierungspolitiker in Kairo sind dafür aufgeschlossener, obwohl Ägyptens Präsident Mohammed Mursi und Ahmadinedschad in der Syrien-Krise unterschiedliche Positionen vertreten. Der Iran unterstützt das Regime von Präsident Baschar al-Assad. Ägypten sympathisiert mit den Rebellen, ist aber auch gegen eine ausländische Militärintervention.