Bamako. Die Truppen Frankreichs und Malis haben auf ihrem Vormarsch im Norden des Landes einen weiteren Erfolg erzielt: Nach der strategisch wichtigen Stadt Gao nahmen die alliierten Streitkräfte auch die historische Wüstenstadt Timbuktu ein. Sie stießen dabei nach eigenen Angaben auf keinen nennenswerten Widerstand der Islamisten. Es sei beim Einmarsch lediglich zu einem Schusswechsel mit Rebellen gekommen, sagte der malische Militärsprecher, Oberstleutnant Souleymane Dembele. Ein junger Mann, der öffentlich seine Freude über das Vorrücken der Franzosen zum Ausdruck gebracht habe, sei erschossen worden.

Der in die malische Hauptstadt Bamako geflohene Bürgermeister von Timbuktu, Hallé Ousmane Cissé, sagte, islamistische Rebellen hätten in der alten Oasenstadt eine Bibliothek mit wertvollen historischen Manuskripten zerstört. Die Terroristen hätten das Gebäude des Instituts Ahmed Baba angezündet. "Das ist eine Katastrophe für Timbuktu und die ganze Menschheit."

Das Institut beherbergt eine der etwa 80 wertvollen Privatbibliotheken Timbuktus mit der wohl bedeutendsten Sammlung alter westafrikanischer Manuskripte. Die bis zu 30.000 Handschriften befassen sich mit Pflanzenmedizin und Mathematik, Musik, islamischem Recht und Poesie.

Ziel des in den 1970er-Jahren gegründeten Instituts war es, die Manuskripte zu sammeln, zu restaurieren und zu katalogisieren. Die Bibliothek wurde 2009 für etwa 7,5 Millionen Dollar (5,6 Millionen Euro) und mit Unterstützung Südafrikas errichtet.

Timbuktu war einst ein geistiges Zentrum des Islam und der islamischen Wissenschaften mit rund 20.000 Studenten. Nach der Rückeroberung der Stadt erhofft sich die Weltkulturorganisation Unesco genauere Auskünfte über die von den Islamisten angerichteten Zerstörungen. Islamistische Gruppen hatten seit dem Frühjahr 2012 die Kontrolle über die Region. Nach Berichten von Augenzeugen zerstörten Anhänger der Gruppe Ansar Dine mehrere Mausoleen in Timbuktu. Mindestens drei Grabstätten muslimischer Heiliger sollen sie dem Erdboden gleichgemacht haben. Nach der Ideologie der Islamisten ist die im Sufismus verbreitete Heiligenverehrung nicht mit dem Islam vereinbar.