Berlin. Die neuen Gas- und Ölfunde in den USA haben die Energie- und Finanzmärkte in große Aufregung gestürzt. Während der Gaspreis in den USA drastisch sinkt, steigt der Wert der Firmen, die an der Förderung beteiligt sind. In Texas und North Dakota macht sich Goldgräberstimmung breit, weil Technologien wie das umstrittene Fracking, bei dem Chemikalien in tief liegende Erdschichten eingebracht werden, plötzlich den Abbau neuer großer fossiler Rohstoffvorkommen möglich machen. Tausende neue Förderstellen sind entstanden.

Eine vertrauliche Studie des Bundesnachrichtendienstes (BND) macht dramatische Änderungen aus. Weil die USA bis 2020 sogar Saudi-Arabien als größten Ölproduzenten einholen könnten, wird aus dem Importeur möglicherweise ein Exporteur. Und die Abhängigkeit von der Golf-Region werde drastisch sinken. Damit werde "die außen- und sicherheitspolitische Handlungsfreiheit" für die Regierung in Washington erheblich zunehmen. In den USA war in einem Bericht der Rice University schon 2011 ein dramatischer Umbruch durch den neuen Öl- und Gasreichtum prognostiziert worden, weil die westliche Welt wegen des Schiefergases weniger auf Importe von un- oder halb demokratischen Ländern wie Saudi-Arabien, Katar, Russland oder Venezuela angewiesen sein werde.

Möglicherweise wirken sich die neuen Technologien aber auch ganz anders aus. Denn die "Fracking"-Methode führt auch in anderen Teilen der Welt dazu, dass neue Ressourcen erschlossen werden können. Die Folge: Das Angebot an Gas und Öl könnte insgesamt zunehmen. Geopolitisch dürfte dies vor allem Russland schaden, das sich als Lieferant Europas und künftig auch Chinas profilieren will. Mit den Funden an fossiler Energie könnte zudem das Interesse von US-Präsident Barack Obama erlahmen, eine Strategie hin zu erneuerbaren Energien zu verfolgen.