Die Stichwahl um Tschechiens Präsidentenamt bestreiten Karel Schwarzenberg und Milos Zeman. Zwei spannende Wochen stehen bevor.

Prag. Von Karel Fürst zu Schwarzenberg erzählt man sich in Prag, der Außenminister sei selbst bei wichtigen EU-Treffen schon schwer atmend und mit geschlossenen Augen gesichtet worden. Wenn es aber ernst werde, sei der vermeintliche Schläfer stets hellwach. Der 75-Jährige verblüffe die Sitzungsteilnehmer dann oft mit brillanter Geistesgegenwart. Ein ähnlicher Überraschungscoup ist Schwarzenberg bei der tschechischen Präsidentenwahl am Wochenende gelungen. Mit 23,4 Prozent der Stimmen landete der Chef der liberal-konservativen Partei TOP 09 auf Platz zwei und zog in die Stichwahl in zwei Wochen ein. Am 25. und 26. Januar steht er dem früheren Regierungschef Milos Zeman gegenüber. Der ehemalige Sozialdemokrat mit linkspopulistischen Anklängen kam auf 24,2 Prozent. Der klar favorisierte parteilose Ex-Ministerpräsident Jan Fischer wurde abgeschlagen Dritter (16,4).

Schwarzenberg, der während des Kommunismus 40 Jahre lang im österreichischen Exil verbracht hat, war sichtlich gerührt von dem Vertrauen, das seine Landsleute in ihn gesetzt haben. Mit stockender Stimme bedankte er sich bei seinen Wählern. Dann aber schaltete "der Fürst", wie sie ihn in Prag liebevoll nennen, in seiner typischen Manier blitzschnell auf Attacke um. Zeman sei "ein Mann der Vergangenheit", polterte Schwarzenberg.

Den Tschechen stehen nun zwei spannende Wahlkampfwochen bevor. Die beiden verbliebenen Kandidaten sind nicht nur redegewandt und charismatisch, sie haben auch jeweils ein klares politisches Profil. Der stets gut gelaunte, schlagfertige und volksnahe Zeman bezeichnet sich selbst als "linken Politiker". Zwischen 1998 und 2002 stand er als sozialdemokratischer Ministerpräsident einem Minderheitskabinett vor. Später zerstritt er sich mit seiner CSSD und gründete eine eigene, wenig erfolgreiche linksliberale Partei.

Heute sagt Zeman: "Ich habe für Tschechien die Vision eines Sozialstaats nach skandinavischem Vorbild mit relativ hohen Steuern und einem starken Gesundheits- und Bildungssystem." Mit diesem Politikentwurf punktet der 68-Jährige vor allem bei älteren Leuten und in ländlichen Regionen. All jene, die sich als Verlierer des Systemwechsels vom Realsozialismus zur Marktwirtschaft sehen, sind potenzielle Zeman-Wähler.

Schwarzenberg dagegen, der vor Jahren einmal mit den tschechischen Grünen anbandelte, ist trotz seines Alters und seines Konservatismus nicht nur der Kandidat des Bürgertums, sondern auch der jungen, städtischen und modernen Bevölkerung. In der zweiten Runde dürften deshalb neben den Wählern des enttäuschenden Jan Fischer auch die Anhänger von Vladimir Franz in sein Lager wechseln. Der von Kopf bis Fuß tätowierte Kunstprofessor, der 6,8 Prozent der Stimmen erreichte, war als Bewerber einer studentischen Facebook-Kampagne ins Rennen gegangen.