Park Geun-hye siegte bei den Wahlen. Ihre Mutter wurde von Nordkoreanern ermordet

Seoul. Südkorea hat erstmals eine Frau als Präsidentin gewählt. Nach Auszählung von rund 90 Prozent der Stimmen entfielen auf die konservative Politikerin Park Geun-hye 51,6 Prozent. Ihr Rivale, der Menschenrechtsanwalt Moon Jae-in, kam demnach auf 48 Prozent. Die Tochter des einstigen Machthabers Park Chung-hee würde damit wieder in den Amtssitz des Staatschefs einziehen. In den 70er-Jahren diente sie dort ihrem Vater als First Lady, nachdem ihre Mutter von einem Attentäter getötet worden war. Der Mann war von Nordkorea unterstützt worden.

Park ist nicht verheiratet und hat keine Kinder. Sie widme ihr Leben dem Land, sagte die Politikerin, die 15 Jahre für die Saenuri-Partei im Parlament saß. Als politische Vorbilder nannte sie Bundeskanzlerin Angela Merkel und die frühere britische Premierministerin Margaret Thatcher.

Mit einem Einzug ins Blaue Haus, dem Sitz des Staatsoberhaupts Südkoreas, stünde sie vor zwei wichtigen Herausforderungen: dem Ausbau friedlicher Beziehungen zu Nordkorea und der Förderung der Wirtschaft, deren jahrzehntelanges Wachstum von durchschnittlich 5,5 Prozent sich zuletzt auf zwei Prozent verlangsamte.

Ihr Vater, der das Land aus den Trümmern des Koreakrieges (1950 bis 1953) zu einem wohlhabenden Industriestaat führte, spaltet noch heute die Südkoreaner. Für viele Konservative ist er der größte Staatschef des Landes, der Südkorea rettete. Andere sehen in ihm einen Diktator, der die Menschenrechte missachtete und Andersdenkende unterdrückte.

Mit Nordkorea will Park den politischen Dialog pflegen. Sie sei bereit, mit dem dortigen Machthaber Kim Jong-un zu verhandeln, der gerade ein Jahr an der Spitze des isolierten Staates steht. Sie wolle aber auch, dass Nordkorea sein Atomwaffenprogramm aufgebe, hatte Park erklärt. Das sei eine Voraussetzung für weitere Hilfen. Die nordkoreanische Führung hat dies abgelehnt.

Die beiden koreanischen Staaten befinden sich formell im Kriegszustand, einen Friedensvertrag gibt es nicht. Kim Il-sung, der Großvater des jetzigen nordkoreanischen Machthabers, hatte mehrere Mordanschläge auf Parks Vater befohlen. Bei einem im Jahr 1974 wurde ihre Mutter erschossen.