Vor einer Woche hatte Nordkorea eine Unha-3-Rakete ins All geschossen. Laut US-Astrophysikern macht der Satellit aber Probleme.

Seoul. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un ist derzeit in aller Munde. Der umstrittene Raketenstart, eine Auszeichnung zum Mann des Jahres durch gehackte Abstimmungen und zuletzt die Gerüchte um eine vermeintliche Schwangerschaft seiner Frau. Für den Raketenstart stieß Kim Jong Un international zwar auf große Kritik, national erntete er dafür viel Lob. Es sei ein „glänzender Sieg“ und Ausdruck dessen, was dem Land unter dem neuen Machthaber bevorstehe, sagte Nordkoreas nomineller Staatschef und Vorsitzender des Präsidiums der Obersten Vollversammlung, Kim Yong Nam.

Doch offenbar gibt es Probleme mit dem Satelliten. Wie ein US-Astrophysiker beobachtete, soll der von einer Trägerrakete ins All beförderte Satellit keinerlei Signale senden. Das sagte Jonathan McDowell vom Harvard-Smithsonian-Zentrum für Astrophysik, den „Spiegel Online“ zitiert: "Er scheint umherzuwirbeln", sagte der Astronom: "Vermutlich ist er kaputt." Der Satellit soll sich aber definitiv im All befinden. Laut McDowell könnte er zu schwache Signale aussenden.

Nordkorea hatte mit dem Raketenstart erneut die internationale Staatengemeinschaft herausgefordert. Trotz aller Warnungen startete das kommunistische Land am Mittwoch zum zweiten Mal in diesem Jahr eine mehrstufige Unha-3-Rakete. Nordkorea erklärte, ein Beobachtungssatellit habe die angepeilte Erdumlaufbahn erreicht.

Aus Sicht der USA und anderer Staaten handelt es sich um einen verschleierten Waffentest. Weltweit gab es scharfe Kritik. Der Uno-Sicherheitsrat befasst sich mit dem Thema. Die Europäische Union prüft neue Sanktionen.

Der Raketenstart fiel mit den Gedenkfeiern zum ersten Todestag von Kim Jong Il am 17. Dezember zusammen. Sein noch nicht 30-jähriger Sohn Kim Jong Un war kurz nach dem Tod des langjährigen Alleinherrschers zum neuen obersten Führer des Landes ausgerufen worden.

Nach Meinung von Beobachtern will der neue Machthaber Stärke demonstrieren. Im April hatte das Regime mit einer Unha-3-Rakete noch ein Fiasko erlebt. Die Rakete war kurz nach dem Start explodiert

Die USA, Südkorea, Japan und andere Länder bezweifeln Nordkoreas Angaben, wonach eine Satelliten-Trägerrakete zu friedlichen Zwecken ins All geschossen geworden sei. Sie gehen vielmehr davon aus, dass unter dem Deckmantel eines Satellitenstarts eine Interkontinentalrakete getestet werden sollte. Eine solche Rakete kann einen atomaren Sprengkopf tragen.

Insbesondere die USA befürchten, dass Nordkorea mit Interkontinentalraketen amerikanisches Festland erreichen könnten. Der Weltsicherheitsrat untersagt dem kommunistischen Land, den Start von Raketen „unter Verwendung ballistischer Raketentechnik“.

Mit einem erfolgreichen Raketenstart käme Nordkorea seinem Anliegen näher, atomwaffenfähige Raketen zu bauen. Nordkorea hatte bereits 2006 und 2009 Atomtests unternommen.