Uno: Schon mehr als 100.000 Menschen auf der Flucht - Präsident Kabila lehnt direkte Gespräche mit der M-23 weiter ab

Goma. Im Kongo ist die Rebellengruppe M-23 auf die strategisch wichtige Stadt Bukavu im Osten des Landes vorgerückt. Damit wurde am Donnerstag der größte Gebietsgewinn der Rebellen in den vergangenen zehn Jahren möglich, nachdem sie in den Vortagen schon die Großstadt Goma und Sake eingenommen hatten. Die Kämpfe zwischen M-23 und Streitkräften der Regierung haben nach Uno-Angaben schon mehr als 100.000 Menschen zur Flucht gezwungen, wobei Kinder die Mehrheit stellen.

Die M-23 will Präsident Joseph Kabila stürzen. In Goma liefen tausende Soldaten und Polizisten zu den Rebellen über. Laut einem Uno-Bericht werden die Aufständischen von den Nachbarländern Ruanda und Uganda unterstützt. Das internationale Kinderhilfswerk World Vision berichtete über die Rekrutierung von Kindersoldaten durch die Rebellen. „Oft werden Kinder rekrutiert, die ihre Eltern im Chaos der Auseinandersetzungen verloren haben“, sagte Dominic Keyzer, ein Mitarbeiter von World Vision im Kongo.

Uno-Bericht: Streitkräfte Ruandas führen die M-23

Uno-Experten gaben in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht an, dass die Streitkräfte Ruandas bei der M-23 das Kommando führen. Ruanda stelle den Rebellen Waffen und Truppenverstärkung zur Verfügung, oberster Befehlshaber der M-23 sei de facto der ruandische Verteidigungsminister James Kabarebe, hieß es. Die Uno sind im Kongo mit rund 17.000 Soldaten der MONUSCO-Mission präsent. Die Blauhelme haben sich aber bisher nicht aktiv in den Konflikt in dem zentralafrikanischen Staat eingemischt.

Ein Major der kongolesischen Streitkräfte, die sich nach der Niederlage in Goma in der auf dem Weg nach Bukavu gelegenen Stadt Minova sammelten, beklagte sich über ausbleibende Informationen. „Wir warten auf Befehle, aber die sind bisher nicht gekommen. Wir sind hungrig und haben fünf Tage im Busch im Regen geschlafen“, sagte der Major, der anonym bleiben wollte.

Bodenschätze im Ostkongo locken

Präsident Kabila lehnt direkte Gespräche mit der M-23 bisher ab. Bei den Kämpfen mit Rebellen im Jahr 2008 hatten erst direkte Verhandlungen ein Friedensabkommen ermöglicht, das auch die Übernahme von Aufständischen in die regulären Streitkräfte regelte. Diese Vereinbarung wurde im April hinfällig, als rund 700 Soldaten desertierten und die M-23 gründeten. Von der Hauptstadt Kinshasa sind die Rebellen noch rund 1.600 Kilometer entfernt.

Kongos östliche Nachbarn Ruanda und Uganda bestreiten, in den Konflikt verwickelt zu sein. Experten sehen die Bodenschätze im Ostkongo als Grund für ihr militärisches Engagement. Der Uno-Sicherheitsrat hat Sanktionen gegen die M-23 verhängt, zu denen Reiseverbote für die Führung und das Einfrieren von Vermögenswerten gehören. Kritik an den Nachbarländern hat der Weltsicherheitsrat noch nicht ausgesprochen. Erschwert wird die Lage dadurch, dass Ruanda für eine zweijährige Amtszeit in den Sicherheitsrat gewählt wurde, die im Januar beginnt.