Militäranlage in Khartum mutmaßlich von Luftwaffe zerstört - sie gehörte angeblich Irans Revolutionsgarden, baute Raketen für Hamas.

Hamburg. Der Konflikt zwischen dem Iran und Israel hat sich unerwartet auf einem Nebenkriegsschauplatz dramatisch zugespitzt. Vor wenigen Tagen hatte die Regierung des afrikanischen Staates Sudan Israel schwerer Luftangriffe auf eine Fabrik in der Hauptstadt Khartum beschuldigt und Vergeltung angedroht. "Sudan hat das Recht, gegen Israel zurückzuschlagen", sagte Informationsminister Ahmed Bell Osmane. Er zeigte ein Video von einem riesigen Krater und Überresten von Raketentrümmern. Analysen hätten ergeben, dass das Material aus Israel stamme.

Gestern bestritt das sudanesische Außenministerium Berichte der Londoner "Sunday Times", dass das Ziel eine Raketenfabrik gewesen sei, die von den iranischen Revolutionsgarden in Khartum betrieben worden seien. "Wir dementieren, dass es eine Verbindung zwischen Fabriken des sudanesischen Militärs und ausländischen Partnern gibt", hieß es. Israel fabriziere Lügen. Inmitten dieser Zuspitzung dockte die 22. iranische Flotte, bestehend aus dem Hubschrauberträger "Karg" und dem Zerstörer "Admiral Naqdi", in Port Sudan an. Die iranische Staatsagentur Fars erklärte, der Besuch im Sudan soll eine "Botschaft des Friedens und der Freundschaft" überbringen. Der Iran steht im Verdacht, über die Islamische Republik Sudan Waffen für die vehement israelfeindliche Hamas im Gazastreifen zu schmuggeln. Im April vergangenen Jahres waren zwei Menschen ums Leben gekommen, als ihr Auto nahe Port Sudan von einer Rakete getroffen wurde. Und 2009 waren Dutzende Menschen im Nordostsudan ums Leben gekommen, als ein Lkw-Konvoi von Raketen getroffen wurde. Aus US-Regierungskreisen verlautete später, die israelische Luftwaffe habe einen Konvoi mit Waffen für die Hamas zerstört.

Die Beziehungen zwischen Israel und dem Sudan, der von Omar Hassan al-Bashir beherrscht wird, einem Mann, gegen den mehrere Haftbefehle des Internationalen Strafgerichtshofs wegen Kriegsverbrechen vorliegen, sind seitdem äußerst gespannt. Mitte der 90er-Jahre hatte der Sudan Al-Qaida-Chef Osama Bin Laden beherbergt.

Am vergangenen Mittwoch hatten sich nach Ermittlungen der "Sunday Times" acht Kampfflugzeuge des Typs F-15I über dem Roten Meer dem Sudan genähert, unterstützt von einem Flugzeug mit elektronischer Kampfausstattung des Typs Gulfstream G 55, zwei Transporthubschraubern CH-53 und einem Tanker des Typs Boeing 707.

Die Gulfstream habe das sudanesische Radar lahmgelegt. Vier der F-15I hätten jeweils zwei eine Tonne schwere Bomben getragen, die anderen vier seien Luftüberlegenheitsjäger zu ihrem Schutz gewesen. Die Bomber hätten die acht Bomben über dem Fabrikkomplex Jarmuk in Khartum ausgeklinkt, dann seien die Flugzeuge sicher nach Israel zurückgeflogen. Die Rückreise habe vier Stunden gedauert.

Nach Ansicht von Militäranalysten waren vor allem 40 Schiffs-Container, mutmaßlich voller Raketen, das Ziel des Angriffs. Die doppelte Explosion - erst die israelischen Raketen, dann die getroffenen - habe die Erde erbeben lassen, wurde berichtet. In dem gewaltigen Feuer starben zwei Menschen, mindestens ein weiterer wurde verletzt. Umliegende Häuser wurden zum Teil schwer beschädigt.

Die sudanesische Opposition bestätigte, dass die Anlage den iranischen Revolutionsgarden gehört habe. Diese Garden sind eine Art Staat im Staat im Iran, mit eigener Luftwaffe und Marine. Zu ihnen gehören die Al-Kuds-Brigaden und die Ashura-Einheit als Spezialtruppen zur Ausführung von Terrorangriffen. Eine Vielzahl der größten iranischen Firmen ist ebenfalls in den Händen der Revolutionsgarden.

Elitekämpfer der Al-Kuds-Brigaden unterstützen die radikalislamische Hisbollah im Libanon im Kampf gegen Israel sowie die Hamas im Gazastreifen. "Es ist weithin bekannt, dass Waffenladungen den Sudan auf dem Weg nach Gaza durchqueren", sagte ein israelischer Regierungsbeamter dem Londoner "Guardian". Und in Israel meinte der ehemalige Chef der Forschungsabteilung des militärischen Geheimdienstes Aman, Ex-Generalmajor Amos Gilad, der Sudan sei zu einem "gefährlichen Terrorstaat" geworden.