Kiew. Die Unzufriedenheit ist groß, die Bilanz ernüchternd. Dennoch sehen aktuelle Umfragen die Regierungskoalition bei der Parlamentswahl am Sonntag knapp vorne. Präsident Viktor Janukowitsch kann mit einem Sieg seiner Partei rechnen. Aber schon jetzt ist klar, dass nach der Abstimmung eine starke Opposition im Abgeordnetenhaus sitzen wird. Denn viele Ukrainer ziehen zweieinhalb Jahre nach dem Amtsantritt des Präsidenten eine negative Bilanz. Auch die Europäische Union und die USA gehen auf Distanz. Das Land steuert auf eine Alleinherrschaft der Präsidentenfamilie und auf eine schwere Wirtschaftskrise zu. Dabei muss sich die Ukraine dringend modernisieren. 2008 war das Land nur knapp einem Staatsbankrott entgangen.

Vitali Klitschko gründete nach seinem Einsatz für die Demokratiebewegung der Orangen Revolution 2010 seine Partei Udar (Der Schlag), um erstmals ins Nationalparlament einzuziehen. Beraten wurde er unter anderem von der Konrad-Adenauer-Stiftung. Obwohl Klitschkos Umfrageergebnisse immerhin bei 15 bis 20 Prozent liegen, sehen ihn viele Ukrainer immer noch als Politik-Neuling. Als Anführerin der Opposition gilt Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko, die unter dem Vorwurf des Amtsmissbrauchs zu sieben Jahren Haft verurteilt wurde. Im Frühsommer einte sie mehrere Parteien im Oppositionsbündnis Für das Vaterland. Eine Abstimmung "ohne die wichtigsten Gegner der jetzigen Regierung" mache die Wahl jedoch wertlos, sagte ihr Ehemann Alexander in einem Interview mit dpa.