US-Präsident Obama und Herausforderer Romney hetzen auf Stimmenfang durch die USA. Am Mittwoch legt Obama ganze 8500 Flugkilometer zurück.

Washington. Veranstaltungen rund um die Uhr, tausende Flugkilometer, eine Welle von Werbespots: Im Endspurt zur US-Wahl am 6. November starten Präsident Barack Obama und sein Herausforderer Mitt Romney noch einmal durch. Mit 8.500 Flugkilometern und einer Übernachtung in der Präsidentenmaschine hatte allein der Amtsinhaber am Mittwoch das bisher umfangreichste Tagesprogramm des Wahlkampfs. Auch der Republikaner Romney legte noch einen Zahn zu und konzentrierte sich ebenso auf die wenigen Staaten, die noch als unentschieden gelten.

Beide gaben sich demonstrativ kampfeslustig und zuversichtlich. Obwohl sich nach der dritten und letzten TV-Debatte der Konkurrenten nicht viel an den Umfrageergebnissen geändert hat, behaupten beide Lager, einen Vorsprung auszubauen. „Wir haben den Ball, wir haben die Führung“, erklärte Obamas Wahlkampfmanager David Axelrod. Dass der Amtsinhaber so weiterzumachen verspreche wie bisher, sei der Grund dafür, „dass er zurückrutscht und wir zulegen“, verkündete dagegen Romney.

Werben um Unentschlossene und Frühwähler

Damit ihnen neben dem Werben um die relativ kleine Schar der Unentschlossenen auch ja keine vermeintlich sichere Stimme durch die Lappen geht, versuchen beide die eigene Anhängerschaft zur vorzeitigen Stimmabgabe zu mobilisieren. In den Staaten, wo das „early voting“ möglich ist, haben 4,4 Millionen Bürger schon davon Gebrauch gemacht. Obama selbst will am Donnerstag ein Beispiel geben und einen Abstecher nach Chicago einlegen, um als erster US-Präsident frühzeitig zu wählen.

Seine Mammuttour sollte ihn am Mittwoch von Washington nach Iowa, Colorado, Kalifornien und Nevada führen. Statt einer Hotelübernachtung geht es über Nacht im Fluge nach Florida. Es ist das erste Mal, dass Obama auf einer Inlandsreise an Bord der Air Force One übernachtet, doch andere Präsidenten vor ihm haben das in knappen Wahlkämpfen auch schon getan. Nach dem Zwischenstopp zuhause in Chicago stehen Virginia und Ohio auf dem Plan. Romneys Stationen waren derweil Nevada, Iowa und am Donnerstag drei Termine in Ohio.

Millionenschlacht um die „Swing States“

Derweil kristallisierte sich der Tenor der Kernaussagen im Endspurt heraus: Gestützt auf Meinungsumfragen, betont Obama, dem häufig den Standpunkt wechselnden Herausforderer sei einfach nicht zu trauen. Romney seinerseits hält dem Amtsinhaber eine „Kandidatur des Status Quo“ vor und bemängelt, ihm falle nichts neues ein. Als Reaktion auf den Vorwurf, er benenne seine Ziele für eine zweite Amtszeit nicht, gab Obamas Mannschaft eine 20-seitige Broschüre mit dem Titel „Entwurf für Amerikas Zukunft“ heraus, die in 3,5 Millionen Exemplaren unters Volk gebracht wird. Bessere Bildung, mehr Arbeitsplätze, Defizitabbau und Steuererhöhungen für Reiche werden darin genannt.

In einem neuen Fernsehspot schlägt Obama in die gleiche Kerbe. „Wir haben es noch nicht geschafft“, sagt er da. „Aber wir haben echte Fortschritte gemacht, und das Letzte, was wir jetzt tun sollten, ist umzukehren.“ Der Spot läuft in den neun sogenannten „Swing States“, die den Ausschlag geben könnten: New Hampshire, Virginia, North Carolina, Florida, Ohio, Wisconsin, Iowa, Nevada und Colorado. 47 Millionen Dollar (36 Millionen Euro) hat das Lager Obamas und der Demokraten für Wahlwerbung dort im Endspurt ausgegeben, Romney und seine republikanischen Anhänger 53 Millionen Dollar (41 Millionen Euro). Beide Seiten dürften noch etwas drauflegen.