Umfragen zufolge lagen die oppositionellen Sozialdemokraten vor der liberal-konservativen Regierungskoalition.

Vilnius. Litauen hat ein neues Parlament gewählt. Kurz vor dem Urnengang am Sonntag deutete alles auf einen Machtwechsel hin. Umfragen zufolge lagen die oppositionellen Sozialdemokraten vor der liberal-konservativen Regierungskoalition. Eine weitere Schlappe für die Regierung wurde bei einer Volksabstimmung über den Bau eines Atomkraftwerks erwartet.

Gute Chancen wurden hingegen auch der populistischen Partei für Ordnung und Gerechtigkeit des früheren Präsidenten Rolandas Paksas eingeräumt. Die Regierung von Ministerpräsident Andrius Kubilius steht wegen ihrer strengen Sparpolitik, einer hohen Arbeitslosigkeit und eines sich verschlechternden Lebensstandards unter Druck. Die Arbeitslosenrate lag im zweiten Quartal bei 13,3 Prozent. Zehntausende Menschen haben bereits in der Hoffnung auf einen Job in anderen Mitgliedsländern der Europäischen Union das Land verlassen.

Von den insgesamt 141 Parlamentssitzen wird die eine Hälfte über Parteilisten vergeben, die andere Hälfte sind Direktmandate. Da für den Gewinn eines Direktmandats eine absolute Mehrheit notwendig ist, sind für den 28. Oktober Stichwahlen angesetzt. Die genauen Mehrheitsverhältnisse im Parlament werden daher erst in zwei Wochen feststehen.

Die Litauer waren am Sonntag zugleich aufgerufen, über den Bau eines neuen Atomkraftwerks abzustimmen. Laut der jüngsten Umfrage vom Mai lehnen zwei Drittel der Bürger das Projekt ab. Litauen ist bei der Energieversorgung vor allem auf Gaslieferungen aus Russland angewiesen. Die Energiekosten für litauische Haushalte sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen.