Aus einem Lieferwagen sind die Schüsse auf die beiden Unterstützer von Präsidentschaftskandidat Henrique Capriles abgefeuert worden.

Caracas. Eine Woche vor der Präsidentenwahl in Venezuela sind zwei führende Oppositionspolitiker auf einer Wahlkampfveranstaltung erschossen worden. Aus einem Lieferwagen seien die Schüsse auf die beiden Unterstützer von Präsidentschaftskandidat Henrique Capriles abgefeuert worden, teilte Capriles Partei Primero Justicia am Sonntag mit. Die Regierung von Präsident Hugo Chavez bestätigte den Tod der beiden Regionalpolitiker und versprach, die Täter vor Gericht zu bringen. Bereits wiederholt gerieten Anhänger von Chavez und Capriles gewaltsam aneinander, Tote gab es bisher aber nicht. Die Eskalation schürt mitten im Wahlkampf die Furcht der Venezolaner vor noch mehr Gewalt in dem südamerikanischen Land.

Der Vorfall vom Sonnabend in dem landwirtschaftlich geprägten Bundesstaat Barinas würde noch untersucht, sagte Innenminister Tareck El Aissami. Es habe sich um einen Einzelfall gehandelt. Die Opposition berichtete aber noch von einem Angriff auf einen Autokorso mit ihren Politikern, der von Chavez-Anhängern angehalten worden sein soll. Dabei soll es zwei Verletzte gegeben haben. Die Schilderung wurde aber weder von der Polizei noch von anderen Behörden des Landes bestätigt.

Die Kriminalität in Venezuela, wo der Waffenbesitz weit verbreitet ist, gilt als die größte Sorge der Bevölkerung und ist damit ein wichtiges Thema im Vorfeld der Präsidentenwahl am 7. Oktober. Dabei tritt der 58-jährige Sozialist Chavez zum dritten Mal an. Er regiert das ölreiche Land seit 14 Jahren. Vor allem mit seiner Politik der Verstaatlichung hat er die Bevölkerung tief gespalten und ist auf der internationalen Bühne zu einem der umstrittensten Politiker weltweit geworden. Sein Herausforderer, der 40-jährige Gouverneur Capriles, propagiert eine Kombination aus freier Marktwirtschaft und Sozialpolitik. Er gilt inzwischen als einer der bisher gefährlichsten Gegner für den charismatischen Chavez in einer Wahl, in der der Präsident laut Umfragen immer mehr um seinen Sieg fürchten muss.

Capriles erklärte über Twitter, die schlechte Nachricht vom Tod der beiden Politiker mache ihn sehr traurig. Seine Partei, der auch eines der Opfer angehörte, fügte hinzu: „Diese Tragödie gibt uns noch mehr Kraft in unserem Kampf für ein Venezuela, in dem Gerechtigkeit statt Gewalt regiert.“ Capriles wirft Chavez im Wahlkampf vor, das aus dem Ölgeschäft verdiente Geld im Ausland zu verschwenden: für Projekte in Ländern mit Chavez-freundlichen Regierungen wie Nicaragua und Kuba. Ausländische Investoren hoffen auf einen Sieg des unternehmensfreundlichen Capriles und ein Ende der Verstaatlichungswelle.

Präsident Chavez selbst konzentrierte sich in den vergangenen Tagen darauf, die Errungenschaften seiner Amtszeit in den Vordergrund zu stellen. Mit einer Energie, die ihm viele nach seinen Krebserkrankungen nicht zugetraut hatten, buhlte er um die Gunst noch unentschlossener Wähler. Vor allem in den Slums der Großstädte und armen Gegenden des Landes stellte er neue Verkehrsprojekte vor, die zusammen 2,5 Milliarden Dollar gekostet haben. Chavez teilte dabei gegen Capriles aus, den er als herzlosen und elitären Politiker des rechten Lagers anprangert: „Der Wahlverlierer muss auf den Mond fliegen und sich nach seinem Felsen umsehen, den er regieren kann“, sagte Chavez. „Denn hierher wird die Bourgeoisie nie wieder zurückkehren.“

(Reuters)