Mächtige Generäle kommen bis zu 20 Jahre hinter Gitter, weil sie einen Putsch erwägt haben sollen. An dem Prozess wurde auch Kritik geübt.

Istanbul. Ranghöchste türkische Offiziere sind zehn Jahre nach einem umstrittenen Planspiel wegen Putschvorbereitungen zu 20 Jahren Haft verurteilt worden. Mehrere weitere Ex-Offiziere müssen für 18 Jahre ins Gefängnis. Insgesamt stehen in dem Massenprozess mehr als 360 Offiziere vor Gericht. 34 der Angeklagte wurden in den ersten Urteilen am Freitag freigesprochen, berichteten türkische Fernsehsender weiter. In dem Massenverfahren geht es um ein für ein Militärseminar formuliertes Szenario für gezieltes Chaos in der Türkei, mit dem Voraussetzungen für eine Entmachtung der islamisch-konservativen Regierung geschaffen werden sollten.

Der frühere Luftwaffenchef Ibrahim Firtina, der frühere Marinekommandeur Özden Örnek und General a.d. Cetin Dogan waren am Freitag die ersten Verurteilten in dem seit mehr als eineinhalb Jahren laufenden Prozess. Sie wurden zu Haftstrafen von jeweils 20 Jahren verurteilt.

Kritiker haben der Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan vorgeworfen, mit dem Prozess politische Gegner einschüchtern und die Schwäche der einst auch politisch mächtigen Armee demonstrieren zu wollen.

Zu den Szenarien gehörte, dass als islamische Fundamentalisten getarnte Provokateure ein Militärmuseum in Istanbul angreifen und Bombenanschläge auf zwei Moscheen der Metropole verüben sollten. In einem zweiten Schritt sollten ein türkisches Militärflugzeug abgeschossen und Griechenland die Sache in die Schuhe geschoben werden. Tausende „Feinde des Staates“ sollten dann in der Türkei interniert werden. Die Regierung Erdogan hätte zu diesem Zeitpunkt ihren Handlungsspielraum verloren.

Die türkische Armee hat in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach Regierungen aus dem Amt geputscht. Die Regierung von Erdogan hat den politischen Einfluss der Armee in den vergangenen Jahren immer weiter beschnitten.