Angriffe wurden in der Nacht im Osten Afghanistans geflogen. Opfer waren beim Holzsuchen. Nato spricht auch von getöteten Taliban.

Kabul. Blutiges Wochenende in Afghanistan: Acht Frauen sind nach Militärangaben bei einem NATO-Luftangriff getötet worden. Und auch acht Soldaten des internationalen Truppen im Land kamen bei einer neuen Serie von Angriffen afghanischer Sicherheitskräfte ums Leben. Die internationale Militärkoalition ISAF gestand den möglichen Tod von Zivilisten bei einem Luftangriff am Sonntag ein und drückte sein Bedauern aus. „ISAF übernimmt die volle Verantwortung für die Tragödie“, hieß es in einer Erklärung. Ziel des Angriffs seien aber Aufständische gewesen.

Afghanischen Regierungsangaben zufolge wurden die Frauen und Mädchen am frühen Sonntagmorgen in einer abgelegenen Gegend beim Sammeln von Feuerholz überrascht. Der Sprecher der Provinzregierung von Laghman, Sarhadi Sewak, sagte, Dorfbewohner aus dem Bezirk Alingar hätten die Leichen am Sonntag zum Sitz des Gouverneurs gebracht. „Sie riefen: Tod für Amerika! Sie verurteilten den Angriff“, sagte Sewak. Auch der afghanische Präsident Hamid Karsai verurteilte den Luftangriff und kündigte Ermittlungen an.

Der Leiter des Gesundheitsamtes der Provinz, Latif Kajumi, sagte, bei dem Angriff seien sieben weitere Zivilisten verwundet und in ein Krankenhaus gebracht worden. Einige Mädchen seinen gerade einmal zehn Jahre alt.

Ein Sprecher der internationalen Truppen in Afghanistan, Dan Einert, erklärte, es könnten fünf bis acht Zivilisten bei dem Luftangriff ums Leben gekommen sein. „Der Schutz afghanischen Lebens ist ein Eckpfeiler unserer Mission und es stimmt uns traurig zu erfahren, dass bei unserem Einsatz möglicherweise unbeabsichtigt Zivilisten geschädigt wurden“, sagte ein weiterer NATO-Sprecher, Jamie Graybeal.

Der neuerliche Tod von Zivilisten bei einem NATO-Luftangriff könnte die anti-amerikanische Stimmung in Afghanistan weiter anheizen, die zuletzt ohnehin durch die Veröffentlichung eines islamfeindlichen Films befeuert wurde. Wegen einer Reihe sogenannter interner Angriffe von afghanischen Polizisten oder uniformierten Aufständische in jüngster Zeit hatten die USA das Training einer regierungsnahen Miliz kürzlich ausgesetzt.

Polizist erschießt vier US-Soldaten

Dies Angriffe setzten sich auch am Wochenende fort. Am frühen Sonntagmorgen erschoss ein afghanischer Polizist im Süden des Landes vier US-Soldaten. Zunächst hätten Aufständische einen Kontrollposten im Distrikt Misan in der Provinz Sabul angegriffen, sagte der stellvertretende Polizeichef der Provinz, Ghulam Gilani. US-Truppen seien der afghanischen Polizei daraufhin zur Hilfe geeilt. Zunächst war unklar, ob der Beamte während des Gefechts auf die US-Soldaten feuerte oder später. Nach Gilanis Einschätzung wäre es auch möglich, dass der Polizist zum Angriff gezwungen wurde.

Ein Beamter sei bei dem anschließenden Schusswechsel mit den Soldaten getötet worden, sagte NATO-Sprecher Jamie Graybeal. Ein weiterer sei geflohen. Ob der zweite Polizist in die Tat verwickelt war, sei unklar. Taliban-Sprecher Kari Jusef Ahmadi sagte, die Polizisten hätten zuvor keine Kontakte zu den Aufständischen unterhalten. „Aber sie sind Afghanen und wissen, dass die Amerikaner unsere Feinde sind“, sagte er der Nachrichtenagentur AP. Der flüchtige Polizist habe sich nach dem Vorfall den Aufständischen angeschlossen.

Am Samstag hatte ein Bewaffneter in der Uniform einer regierungsnahen Miliz in der Provinz Helmand im Südwesten des Landes zwei britische Soldaten getötet. Sie seien an einem Kontrollposten im Distrikt Nahri Sarradsch erschossen worden, teilte das Verteidigungsministerium in London mit. Erst am Freitag hatten Taliban-Kämpfer in amerikanischen Uniformen einen Militärstützpunkt angegriffen und zwei Soldaten der US-Marineinfanterie getötet. Neun weitere Menschen seien bei dem Überfall verletzt und sechs Kampfflugzeuge zerstört worden, hieß es aus Militärkreisen. 14 Aufständische seien bei den Gefechten ums Leben gekommen.

In Afghanistan kommt es immer wieder zu Angriffen von einheimischen Polizisten und Soldaten oder Aufständischen in entsprechender Uniformierung auf Soldaten der internationalen Koalitionsstreitkräfte. Seit Beginn des Jahres kamen in Afghanistan 51 ausländische Soldaten bei sogenannten internen Angriffen ums Leben. (dapd)