Vor allem Südeuropa ist gefährdet. In Deutschland ist Hamburg besonders verwundbar.

Brüssel/Hamburg. Mehr als 170 Millionen Europäer und damit gut ein Drittel der EU-Bevölkerung wird schon im Jahr 2020 deutlich unter den Folgen des Klimawandels zu leiden haben. Dies zeigt ein Vergleich der 267 EU-Regionen mit Daten des statistischen Instituts Eurostat, den die EU-Kommission jetzt vorlegte. Besonders betroffen sind Süd- und Südosteuropa.

In Deutschland fallen die Klimafolgen demnach relativ gemäßigt aus. Allerdings ist Hamburg unter den deutschen Regionen am verletzlichsten. Vor allem Überschwemmungen der Elbe werden die Stadtregion gefährden. Sturmfluten und über die Ufer tretende Flüsse betreffen zwar auch andere deutsche Gebiete, doch aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte fällt die erhöhte Gefährdung in Hamburg besonders stark ins Gewicht.

Dem Stadtstaat ordnet die Studie mit dem Titel "Regionen 2020" einen "Verwundbarkeits-Index" von 39 zu, auf einer Skala von 0 bis 100 (stark verwundbar). Es folgen das nordöstliche Brandenburg (35), die Weser-Ems-Region (34), Bremen und Lüneburg (beide 33). Während Brandenburg - schon heute - unter zunehmender Trockenheit leidet, schlägt in den anderen drei Regionen die Nähe zur Küste gepaart mit dichter Besiedelung negativ zu Buche.

Doch im europäischen Vergleich könnten die Deutschen noch glimpflich davonkommen. Vor allem die Mittelmeerländer sind durch Klimaänderungen verwundbar. Neben der zunehmenden Hitze könnten vor allem sommerliche Dürren und sinkende Niederschläge die teils heute schon vorhandene Wassernot verschärfen. Die portugiesische Algarveküste erreicht einen Indexwert von 100, gefolgt von der südlichen Ägäis und den Ionischen Inseln (Griechenland) sowie der spanischen Extremadura. Dagegen gehört die Region Brüssel, Sitz der EU-Kommission, mit einem Wert von 21 zu den am wenigsten gefährdeten Gebieten.

"Unsere Arbeit hatte das Ziel, Diskussionen in den Regionen anzustoßen", sagt Wolfgang Münch, einer der Autoren der Studie. "Wir wollten keine Vorausschau für einzelne Regionen liefern, denn in manchen von ihnen sind dazu viel mehr Daten vorhanden als auf unserem gesamteuropäischen Niveau. Uns geht es um Informationen für Investitionen in Infrastrukturen, die eine Lebensdauer von 50 bis 70 Jahre haben."

Um ein umfassendes Bild zu liefern, betrachtet die Studie auch die wahrscheinlichen Trends von drei weiteren großen Herausforderungen an Europa: Globalisierung, Bevölkerungsentwicklung und Energieversorgung. Während die Hamburger Verwundbarkeit bei der Energieversorgung (45) und Globalisierung (50) im Mittelfeld liegt, schneidet die Stadt bei der demografischen Entwicklung unter den deutschen Regionen am besten ab. Ihr Verwundbarkeitsindex beträgt 22, die des Schlusslichts Chemnitz 95.


Die Studie im Internet: http://ec.europa.eu/regional_policy/index_de.htm