Die Angst vor einer militärischen Auseinandersetzung zwischen Israel und Iran wächst. Dabei ist die Schlacht schon im Gange.

Die Großoffensive gegen den Iran beginnt mit einem Cyber-Angriff in bislang nicht gekanntem Ausmaß. In einem koordinierten Schlag gegen das Internet, das Telefonsystem, Radio und Fernsehen, Kommunikationssatelliten und das Glasfaserkabelnetz, an dem wichtige Einrichtungen hängen, werden ausgeschaltet. Dazu zählen auch die unterirdischen Raketenbasen in Khorramabad und Isfahan.

Das iranische Stromnetz wird mit Graphitfaser-Waffen, etwa der Typen CBU-94 "Blackout" und BLU-114 "Soft Bomb", ausgeschaltet. Über die technisch streng geheime Funktionsweise dieser US-Bomben ist bekannt, dass sie in der Luft Submunition in der Größe von Cola-Dosen freisetzen, die über E-Werken und Transformatorstationen Mengen von beschichteten Graphitfasern ausschütten, die feiner als ein menschliches Haar sind. Wenn diese Fasern sich auf stromführende Leitungen legen, kommt es zu Kurzschlüssen und gewaltigen Lichtbögen. Beim Angriff auf Serbien im Mai 1999 legten derartige Waffen 70 Prozent des serbischen Stromnetzes lahm.

Sobald Führung und Militär im Iran weitgehend orientierungslos sind, setzt ein Hagel Hunderter Raketen und Marschflugkörper ein, die teilweise von israelischen U-Booten des in Deutschland gebauten Typs "Dolphin" im Persischen Golf starten. Sie tragen spezielle Sprengköpfe zum Durchdringen gehärteter Bunker. Die iranischen Atomanlagen etwa in Arak, Isfahan und Fordo werden zerstört oder schwer beschädigt. Andere Flugkörper greifen militärische Kommandostellen und industrielle Schlüsselziele an. Sonderkommandos von Militär und Geheimdiensten töten zur gleichen Zeit iranisches Führungs- und Funktionspersonal - aufgrund von Daten, die Israels Geheimdienste gesammelt haben.

Anschließend überfliegt der israelische "Blue and White"-Radarsatellit den Iran, um eine erste Schadensbilanz vorzunehmen. In einer zweiten Angriffswelle zerstören dann israelische Kampfflugzeuge mit einer nicht einmal den USA bekannten Tarntechnik ausgewählte Ziele, darunter Silos für die gefürchteten "Shahab-3"-Mittelstreckenraketen, Lager für chemische Komponenten und vieles mehr.

Inmitten einer sich dramatisch zuspitzenden Kriegsrhetorik zwischen Israel und dem Iran hat der amerikanische Blogger Richard Silverstein den mutmaßlich geplanten Ablauf eines Angriffs gegen den Iran enthüllt. Silverstein betreibt von der US-Stadt Seattle aus den politischen Blog Tikun Olam (Die Welt reparieren).

Diese Plattform gilt als bestens informiert und hat 2010 unter anderem als erste die Namen der neuen Chefs der Geheimdienste Mossad und Shin Bet veröffentlicht. Mit seinem US-Blog umgeht Silverstein die strenge Zensur in Israel auf alle sicherheitsrelevanten Informationen. Er erklärte, der geheime Angriffsplan sei ihm von einem früheren israelischen Minister zugespielt worden. In Israel sind die Kriegspläne der Regierung äußerst umstritten.

Während sich die US-Administration von Präsident Barack Obama geradezu verzweifelt bemüht, die Israelis noch von einem Angriff auf den Iran abzuhalten, ist aus der Umgebung von Premierminister Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Ehud Barak durchgesickert, dass beide angeblich den Militärschlag noch vor den US-Wahlen am 6. November befürworten.

Fast geschlossen haben sich führende Militärs und Geheimdienstchefs in Israel gegen einen militärischen Alleingang ausgesprochen. Der frühere Mossad-Chef Meir Dagan formulierte gar, er halte die Idee eines solchen Angriffs "für das Blödeste, was ich je gehört habe". Dies würde eine "Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes" nach sich ziehen. Juwal Diskin, 2005 bis 2011 Chef des Inlandsgeheimdienstes Shin Bet, warf Netanjahu und Barak Irreführung des israelischen Volkes vor. Israel sei gar nicht in der Lage, mit einem solchen Angriff die Entwicklung der Atombombe dauerhaft aufzuhalten.

Netanjahus Botschafter in den USA, Michael Oren, erklärte daraufhin gestern in der "Jerusalem Post", bereits in der Vergangenheit - so beim israelischen Angriff auf den irakischen Atomreaktor Osirak 1981 - habe Israel mit solchen Angriffen ohnehin nur ein, zwei Jahre Zeit gewinnen wollen. "Und der Irak hat bis heute nicht die Atombombe", betonte Oren. Irans Nuklearprogramm sei jedoch die schwerste Bedrohung in der 64-jährigen Geschichte Israels. "Wir sind jetzt an einem sehr kritischen Punkt, an dem bedeutende Entscheidungen gefällt werden müssen."

Offenbar fürchtet Israel weniger den tatsächlichen Einsatz einer möglichen iranischen Bombe. Doch eine Nuklearrüstung würde den Iran immun gegen militärische Drohungen machen, er könnte ungehindert nach Dominanz im Mittleren Osten streben und die von ihm kontrollierten diversen Terrorgruppen beliebig von der Leine lassen.

In Teheran erklärte derweil der Oberste Führer Ali Khamenei, das "falsche Zionistenregime" werde "von der Landkarte verschwinden". Ganz ähnlich hatte sich zuvor schon Präsident Mahmud Ahmadinedschad geäußert. General Gholamreza Jalali, Chef des zivilen iranischen Verteidigungssystems, sagte, es gebe keinen anderen Weg, als Israel zu zerstören.

Analysten sind derzeit damit beschäftigt, herauszufinden, ob die Kriegsdrohungen der Regierung Netanjahu bitterernst gemeint sind oder zunächst die psychologische Funktion haben sollen, den Iran zum Einlenken in der Atomfrage zu zwingen.

Die Welt redet vom drohenden Krieg - doch dieser Krieg ist bereits seit Jahren in vollem Gange. Es ist ein Krieg im Schatten, geführt von Geheimdiensten und Spezialeinheiten. Und es ist keineswegs nur ein kalter Krieg - es hat bereits eine ganze Reihe von Todesopfern gegeben. Dieser Krieg umfasst Cyberangriffe sowie Attentate, Bombenanschläge und Sabotageaktionen. Sogar die blutigen Anschläge der pakistanischen Terrorgruppe Jundallah im Iran sollen Teil dieser Auseinandersetzung sein. Mossad-Agenten, als CIA-Kämpfer posierend, sollen Jundallah dazu animiert haben.

Am 19. November 2011 fliegt die iranische Alghadir-Raketenbasis in die Luft; 17 Menschen, darunter Hassan Moggham, Generalmajor der Revolutionsgarden und Architekt des Raketenprogramms, kommen bei der gewaltigen Detonation ums Leben. Im Verdacht laut CIA: Mossad-Agenten. In Alghadir waren Shahab-3-Raketen stationiert. Im selben Monat gibt es eine weitere Explosion in Isfahan nahe einer Uran-Anlage. Und im Dezember fliegt in der iranischen Stadt Yazd eine Stahlfabrik in die Luft, die möglicherweise als Tarnung für eine Nuklearanlage diente. Acht Menschen sterben.

Zwischen Januar 2007 und Januar 2012 werden im Iran insgesamt fünf Nuklearwissenschaftler ermordet und einer schwer verletzt - durch Attentäter mit Schusswaffen und am Auto befestigte Magnetbomben. Die Täter sind offenbar Mitglieder der Mossad-Elitetruppe Kidon (Bajonett). Sie ist Nachfolgerin der Einheit Caesarea, die die Attentäter der Anschläge von München 1972 zur Strecke brachte.

In den Jahren 2006 und 2007 stürzen zudem drei offenbar im Atomprogramm eingesetzte Flugzeuge der Revolutionsgarden ab, unter den Opfern ist einer ihrer Kommandeure. Teheran spricht von technischem Versagen, aber Zweifel an der Version bleiben.

Der hoch entwickelte Computerwurm Stuxnet befällt 2009 das iranische System zur Steuerung der Uran-Zentrifugen. Mindestens 20 Prozent der Zentrifugen werden dabei zerstört. Stuxnet wurde offenbar in einer Kooperation zwischen Mossad und CIA entwickelt und eingesetzt.

Das iranische Regime und die ihm ergebene schiitische Miliz Hisbollah schlagen in diesem Schattenkrieg im Nahen Osten, bevorzugt aber auch in anderen Regionen der Erde zurück. Manchen Experten gilt die Hisbollah ohnehin noch vor al-Qaida als gefährlichste und bestbewaffnete Terrororganisation der Welt. Dennoch wirken die meisten Anschläge auf Israelis seltsam schlampig vorbereitet.

Am 26. Mai 2011 scheitert ein Anschlag dreier Hisbollah-Terroristen auf den israelischen Konsul in Istanbul, David Kimchi. Aber acht türkische Zivilisten werden dabei verletzt.

Am 24. Januar 2012 wird eine proiranische Terrorzelle ausgehoben, die in Baku, der Hauptstadt Aserbaidschans, den israelischen Botschafter ermorden wollte. Am 13. Februar 2012 explodiert eine Bombe an der israelischen Botschaft in Neu-Delhi, zwei Menschen werden verletzt; darunter die Frau eines israelischen Diplomaten. Indien erlässt Haftbefehle für drei geflohene Iraner. Am selben Tag kann in der georgischen Hauptstadt Tiflis eine Autobombe, die den israelischen Botschafter zerreißen sollte, rechtzeitig entschärft werden. Der Fahrer des Diplomaten hatte die unter dem Wagen befestigte Handgranate bemerkt.

Einen Tag später detonieren in der thailändischen Hauptstadt Bangkok unweit der israelischen Botschaft drei Granaten. Einem der Attentäter werden die Beine abgerissen, er ist Iraner. Zwei weitere Iraner werden verhaftet. Erst im Januar hatte die thailändische Polizei eine andere Bombenwerkstatt der Hisbollah ausgehoben. Im Visier waren offenbar auch dort Israelis.

Am 14. Juli verhaftet die Polizei in Zypern einen Mann, der Anschläge auf israelische Einrichtungen plante.

Zum bislang schwersten Angriff auf Israelis kommt es jedoch am 18. Juli, als eine Bombe am Flughafen von Burgas, der viertgrößten Stadt Bulgariens, einen Touristenbus zerfetzt. Der Attentäter, der bulgarische Fahrer und fünf israelische Touristen sterben, 30 Menschen werden zum Teil schwer verletzt. Der Anschlag erfolgte am 18. Jahrestag der Hisbollah-Attentate auf das jüdische Gemeindezentrum in Buenos Aires, bei denen 85 Menschen starben.

Ronnie Bar-On, Vorsitzender des israelischen Verteidigungsausschusses in der Knesset und mehrfach Minister, drohte der Hisbollah Vergeltung an: "Wir haben grenzenlose Ressourcen und unbegrenzt Zeit, um mit derartigen Bedrohungen fertig zu werden." Der Krieg im Schatten geht weiter.