Kampfhubschrauber über Halbinsel Sinai im Einsatz. Konflikte zwischen Ägypten und Israel drohen. Israelische Streitkräfte töten acht Angreifer.

El Arisch/Jerusalem. Nach dem Massaker an 16 Soldaten an der ägyptisch-israelischen Grenze hat Kairo mit Vergeltung gedroht. Ägyptens Streitkräfte nannten die Angreifer am Montag „Feind der Nation“ und schickten zwei Kampfhubschrauber über der Halbinsel Sinai auf die Suche nach den geflüchteten Tätern. Vermummte hatten am Sonntagabend einen Kontrollposten an der Grenze angegriffen. Acht der Angreifer starben durch Gegenwehr israelischer Streitkräfte.

„Die Soldaten werden die vollständige Kontrolle über den Sinai übernehmen“, sagte Ägyptens Präsident Mohammed Mursi nach einer Krisensitzung. Er wollte noch am Montag auf die Halbinsel reisen. Nach Angaben des Militärs könnten bis zu 30 Täter auf der Flucht sein. In El Arisch wurden weitere Luftstreitkräfte und Spezialtruppen erwartet.

Auf der ägyptischen Halbinsel Sinai entstand nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Husni Mubarak 2011 ein Machtvakuum. Polizisten und Soldaten sind seitdem mehrfach durch Extremisten angegriffen worden, von denen einige lose Verbindungen zum Terrornetzwerk al-Qaida haben sollen. Der Grenzzwischenfall gilt als blutigster seit Jahren in der Region.

Ägypten und Israel machten islamistische Extremisten für das Blutbad an der Grenze verantwortlich. An dem Angriff sollen vom Gazastreifen kommende Palästinenser und Ägypter im Sinai teilgenommen haben. Präsident Mursi verhängte eine dreitägige Staatstrauer.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu reiste an den Ort der Anschläge und sagte: „Israel und Ägypten haben ein deutliches, gemeinsames Interesse am Erhalt einer ruhigen Grenze“, sagte Netanjahu. Für die Sicherheit von Israelis müsse man sich aber auf sich selbst verlassen. Die Grenze wurde nach den Attentaten auf unbestimmte Zeit gesperrt. Ägypten schloss auch den Übergang Rafah, der zum Gazastreifen führt und nicht von Israel bewacht wird.

Den israelischen Geheimdiensten lagen nach eigenen Angaben Warnungen über einen bevorstehenden Angriff von ägyptischem Boden vor. „Wir waren darauf vorbereitet, deshalb konnten wir zurückschlagen“, sagte Militärsprecher Yoav Mordechai am Montag im Armeerundfunk. Mit mindestens zwei erbeuteten Fahrzeugen hatten die Täter auch den israelischen Kontrollposten bei Rafah attackiert.

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Israelis seien nicht zu Schaden gekommen, sagte der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak. Mordechai zufolge wurde „ein großer Angriff auf den Süden Israels verhindert“. Die israelischen Streitkräfte setzten Flugzeuge, Panzer und Artillerie ein. Mordechai sagte, die Angreifer seien mit Sprengstoff, Maschinenpistolen und Granaten bewaffnet gewesen.

Mursi übermittelte den Familien der Getöteten sein Beileid. „Diejenigen, die das getan haben, werden teuer bezahlen“, hieß es in einer Stellungnahme. Zwischen Israel und Ägypten besteht seit 1979 ein Friedensvertrag, der auch die Truppenstärke im Sinai regelt. Israel hatte zuletzt bereits aus Sicherheitsgründen einer Aufstockung zugestimmt. Seit dem Sturz Mubaraks sind die Beziehungen abgekühlt, Israel fürchtet wachsenden Einfluss von Islamisten in Ägypten.

Die Hamas-Führung im Gazastreifen verurteilte die Tat auf ihrer Internetseite und sprach den Familien der Opfer sowie dem ägyptischen Präsidenten und seiner Regierung ihr Beileid aus.

(dapd/abendblatt.de )