Revolver, Gewehre, Panzerfäuste - selbst zivile Handelsschiffe, die den Hamburger Hafen anlaufen, haben mittlerweile Waffen an Bord, um sich vor Piraten zu schützen.

Hamburg. Revolver, Gewehre und manchmal sogar Panzerfäuste - selbst zivile Handelsschiffe, die den Hamburger Hafen anlaufen, haben offenbar mittlerweile Waffen an Bord. Hintergrund ist die steigende Gefahr von Piraten-Angriffen vor Somalia. Diese Bewaffnung war nach Abendblatt-Information erst vor Kurzem Thema einer Konferenz in Hamburg, bei der es um Sicherheitsfragen zum Hafengeburtstag und Anti-Terror-Regelungen ging.

Aus Sicht der Hamburger Sicherheitsbehörden stellen Waffen an Bord von Seeschiffen bisher allerdings noch "kein Problem dar", wie Polizeisprecher Andreas Schöpflin sagt. Waffen, die unter das deutsche Waffenrecht fallen, müssten bei der Polizei 24 Stunden vor Ankunft in Hamburg gemeldet und im Hafen sicher verwahrt werden. Schöpflin: "Und da hat es bisher noch nie einen Zwischenfall gegeben, den wir registriert haben."

Eine Statistik über die Anzahl der Waffen und Meldungen führe die Polizei jedoch nicht, so Schöpflin. Zahlen über eine Zunahme der Bewaffnung auf Seeschiffe gebe es daher nicht. Das gelte ebenso für schwere Waffen wie Panzerfäuste, die unter das Kriegswaffen-Kontrollgesetz fallen. Mit richtigen Frachtpapieren versehen, gelten solche Waffen als Handelsware. Eine "geringe Menge zum Selbstschutz" können Seeschiffe ebenfalls mit sich führen. "Das ist legal", so der Polizeisprecher.

Der Verband deutscher Reeder warnt allerdings vor einer zivilen Bewaffnung auf Schiffen, weil das zu Eskalation führen könne. "Wir glauben, dass das die Gefahr für die Besatzungen deutlich erhöht", sagt Verbandssprecher Max Johns. Ähnlich ist die Einschätzung des Verbands Deutscher Kapitäne (VDK). Es sei unmöglich, auf jedem Schiff eine eigene Kampfgruppe zu stationieren, sagt VDK-Geschäftsführer Karlheinz Follert. Normale Seeleute seien professionellen Seeräubern jedoch keinesfalls gewachsen. Follert: "Piraten haben die besseren Waffen, und sie können damit umgehen."

Derzeit haben die Piraten in Somalia etwa 15 Handelsschiffe mit mehr als 300 Seeleuten in ihrer Gewalt. Die Seeräuber wollen hohe Lösegelder erpressen. Auch zwei deutsche Frachter sind noch immer in der Hand der Seeräuber.