Bei der Aufklärung des angeblichen Giftmords an Jassir Arafat drängt die Zeit, da sich der radioaktive Stoff Polonium laut Forschern schnell zersetzt.

Jerusalem. Der angebliche Giftmord an dem früheren Palästinenserpräsidenten Jassir Arafat muss nach Angaben eines Schweizer Forschers rasch untersucht werden. Der radioaktive Stoff Polonium, von dem erhöhte Werte unter anderem auf Arafats Unterhose gefunden wurden, zersetze sich schnell. Jerusalem will einer Überprüfung offenbar nicht im Wege stehen.

Ein Sprecher des Außenministeriums in Jerusalem sagte am Donnerstag, die Palästinenserbehörde benötige keine israelische Zustimmung für eine Exhumierung Arafats. Sollten die Gebeine für eine Untersuchung ins Ausland gebracht werden, müsste Israel eine Reisegenehmigung erteilen. „Israel wird dies kaum verbieten“, sagte der Sprecher Jigal Palmor.

+++ Wurde Jassir Arafat mit Polonium vergiftet? +++

+++ Verdacht auf Giftmord an Arafat wird untersucht +++

Der Forscher François Bochud von „Institut de radiophysique“ in Lausanne sagte dem Schweizer „Tagesanzeiger“ (Donnerstag), er sei zu einer Untersuchung von Arafats Körper bereit. „Aber wir wollen, dass auch andere Laboratorien Untersuchungen anstellen. Nur das ist wissenschaftlich seriös“, sagte Bochud.

Da Arafat sich in einem Mausoleum befinde, sei anzunehmen, „dass sein Körper in einem vergleichsweise guten Zustand ist“. Das Polonium habe sich aber seit Arafats Tod 2004 schon zu einem großen Teil zersetzt. „Diese Tatsache erschwert eine weitere Untersuchung, auch wenn sie bald erfolgt.“

Die Autonomiebehörde hatte einer Exhumierung Arafats am Mittwoch grundsätzlich zugestimmt. Es ist allerdings noch unklar, ob und wann dies geschehen soll. Die Palästinenserbehörde hat Israel schon mehrfach beschuldigt, Arafat vergiftet zu haben. Israel weist jede Verantwortung für den Tod entschieden zurück. Der Palästinenserführer war im November 2004 in einem Militärkrankenhaus bei Paris gestorben. Die Todesursache konnte damals nicht eindeutig geklärt werden.

Ein Sprecher des Instituts in Lausanne sagte am Mittwoch: „Wir sagen nicht, dass er (Arafat) mit Polonium vergiftet wurde. Das können wir nicht sagen. Wir sagen nur, dass die Ergebnisse bedeutend genug sind, um eine weitere Untersuchung zu rechtfertigen.“ Die in Arafats Krankenakte beschriebenen Symptome passten nicht zu einer Polonium-Vergiftung. Nur eine Untersuchung der Gebeine Arafats könne Gewissheit bringen. ( dpa )