Bewaffnete Extremisten setzen die Zerstörung am Weltkulturerbe in Timbuktu und Gao fort. Weitere Mausoleen und Denkmäler zerschlagen.

Kapstadt/Bamako. Aller internationalen Appelle zum Trotz haben Islamisten in Mali die Zerstörung antiker Heiligenstätten fortgesetzt. Am Montag brachen Kämpfer in Timbuktu die Tür einer Moschee aus dem 15. Jahrhundert auf, die nach dem Glauben der Bevölkerung in dem westafrikanischen Land erst zum letzten Erdentag geöffnet werden sollte.

Die der besonders strengen salafistischen Richtung des Islam angehörenden Extremisten haben bereits mindestens acht der 16 Mausoleen zerstört, die erst unlängst zum Weltkulturerbe erklärt wurden. Die Gruppe Ansar Dine betrachtet die Grabesstätten als unislamisch. Die UN-Kulturorganisation Unesco hatte ebenso wie Einwohner entsetzt reagiert und eine Intervention der Völkergemeinschaft gefordert.

Die Extremisten haben sich mit anderen Milizen, darunter der al-Kaida nahen Gruppe MUJWA zusammengeschlossen und einen Putsch von Tuareg-Rebellen gekapert. Sie kontrollieren bereits zwei Drittel des Nordens – eine Fläche größer als Frankreich.

Der Siegeszug schürt Sorgen vor dem Entstehen eines dauerhaften Rückzugsgebietes für radikale Islamisten. Die Aktion der Ansar Dine weckt Erinnerungen an die Zerstörung von Buddha-Statuen aus dem sechsten Jahrhundert durch die Taliban im Jahr 2001 im afghanischen Bamijan.

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Die Regierung von Mali und hat die Zerstörungen als "so schrecklich wie Kriegsverbrechen“ verurteilt. Die Regierung will die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft um Hilfe bitten, um die Gewalttaten zu beenden.

Ein Sprecher der islamistischen Gruppe Ansar Dine hat nach Angaben von malischen Nachrichten-Webseiten bestätigt, dass seine Organisation für die Zerstörungen verantwortlich sei. Nach der einseitigen Unabhängigkeitserklärung des Nordens von Mali gehört Ansar Dine zu einer der Gruppen, die das Land kontrollieren.

Ansar Dine – Islamistengruppe in Mali

Die Islamistengruppe Ansar Dine in Mali kämpft für eine Abspaltung des Nordens – gemeinsam mit Tuareg-Rebellen der MNLA (Nationale Bewegung für die Befreiung des Azawad) hatte sie die Region Anfang April erobert. Das Gebiet, das die Rebellen für sich beanspruchen, reicht von den Grenzen zu Algerien und Niger bis zum Fluss Niger, der außerhalb von Timbuktu verläuft. Dort wollen sie einen islamistischen Staat auf der Grundlage der strengen islamischen Scharia-Gesetzgebung errichten. Den Islamisten werden Verbindungen zur Terrororganisation Al-Kaida im islamischen Maghreb nachgesagt.

Seitdem die Separatisten den Norden Malis kontrollieren, sind nach Schätzung des Kinderhilfswerks Unicef mehr als 300 000 Menschen aus der Region geflohen – unter ihnen viele Christen, denn viele ihrer Einrichtungen wurden angegriffen oder zerstört. Auch christliche Hilfsorganisationen wie die Caritas mussten Nord-Mali verlassen

( dpa )