Fort Meade. Er war ein blutjunger Soldat, hörte über seinen iPod Popmusik während des Dienstes und hat eine Affäre ausgelöst, deren Wellen um die Welt gingen. Bradley Manning, 24, war Informant der Internet-Plattform WikiLeaks. Manning spielte den gnadenlosen Enthüllern unter anderem ein brisantes Video zu, auf dem zu sehen ist, wie amerikanische Soldaten im Irak aus einem Hubschrauber auf Zivilisten feuern. Während WikiLeaks mit seinen Dossiers für Staatsaffären sorgte, wird Manning in den USA voraussichtlich angeklagt. Der Vorwurf: Er verriet Geheimnisse und brachte US-Soldaten in Gefahr. Bei der Anhörung in Fort Meade muss jetzt entschieden werden, ob Manning vor ein Militärgericht kommt. Den Antrag der Verteidigung, dem Vorsitzenden Offizier wegen Befangenheit den Fall zu entziehen, lehnte ein militärisches Berufungsgericht ab.

Manning soll Hunderttausende Schriftsätze zu den Kriegen im Irak und in Afghanistan sowie Berichte des US-Außenministeriums weitergegeben haben. Sein Erscheinen im Gerichtssaal war sein erster öffentlicher Auftritt, nachdem er die letzten 19 Monate in Gewahrsam verbracht hatte. Die Anwälte argumentierten, dass Mannings Homosexualität in dem Fall eine Rolle gespielt habe. So habe Manning vor seiner Verhaftung einem seiner Vorgesetzten in Bagdad per Brief anvertraut, dass er an einer Störung seiner geschlechtlichen Identität leide. Diese habe ihn daran gehindert, seinen Beruf auszuüben. Eine Sonderermittlerin der US-Streitkräfte, Toni Graham, wies die Argumentation der Anwälte als irrelevant zurück. "Wir wussten bereits vor unserer Ankunft, dass Manning homosexuell war", erklärte sie.

Die Staatsanwaltschaft präsentierte die ersten sechs von rund 20 Zeugen, die sie während der Anhörung aufrufen will, um herauszufinden, ob Manning sich in 22 Anklagepunkten vor einem Gericht verantworten muss. Während die Regierung sagt, die veröffentlichten Informationen hätten wertvolle militärische und diplomatische Quellen in Gefahr gebracht, argumentieren Mannings Anwälte, viele der vom Pentagon als geheim eingestuften Papiere hätten kein Risiko dargestellt.

Anwälte von WikiLeaks und dessen Gründer Julian Assange stellten einen Antrag auf zwei Zuschauerplätze in dem Gerichtssaal auf dem Militärgelände von Fort Meade. Die Anhörung ist öffentlich zugänglich, es gibt aber eine begrenzte Anzahl von Plätzen.