Einen Tag nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Silvio Berlusconi soll nun der ehemalige EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti, 68, das hoch verschuldete Italien aus der Krise führen.

Gestern Abend, kurz vor 20 Uhr, sagt der Sprecher von Staatspräsident Giorgio Napolitano: "Senator Monti wurde der Auftrag zur Regierungsbildung erteilt." Der Nachfolger Berlusconis erklärte, Italien müsse seine Finanzen wieder auf gesunde Füße stellen, das sei die Politik den künftigen Generationen schuldig. Die Finanzturbulenzen und der Druck der Märkte hatten Ministerpräsident Silvio Berlusconi in die Knie gezwungen. Er war am Sonnabend zurückgetreten.

Der italienische Staat hat 1,9 Billionen Euro Schulden, das entspricht 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Berlusconi ging, nachdem sein Reformpaket vom Parlament gebilligt worden war. Es sieht die Erhöhung des Rentenalters auf 67 Jahre vor - aber erst 2026. Staatseigentum soll verkauft und Dienstleistungen sollen privatisiert werden. Experten halten die Maßnahmen aber für nicht ausreichend, um das Land aus der Schuldenkrise zu führen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte in Leipzig, es sei sehr erfreulich, dass es gelungen ist, die notwendigen Maßnahmen zu verabschieden. Sie hoffe, dass auf dieser Grundlage "das Vertrauen in das Land Italien zurückkehrt". Dies sei dringend notwendig, damit "wir insgesamt in der Euro-Region eine Beruhigung bekommen". Bundesaußenminister Guido Westerwelle begrüßte die vom italienischen Parlament beschlossenen Sparmaßnahmen als wichtigen Beitrag zur Stabilitätsunion in Europa.

Berlusconis Rücktritt "beendet eine Ära in Italien, die von Skandalen geplagt war", schrieb Chinas Nachrichtenagentur Xinhua. Russlands Regierungschef Wladimir Putin hatte gesagt, Berlusconi sei trotz seiner "skandalösen Frauengeschichten" in seiner langen Amtszeit ein "Segen für das italienische Volk" gewesen.

EU begrüßt Nominierung

Die EU hat die Nominierung des früheren EU-Kommissars Mario Monti zum neuen italienische Ministerpräsidenten begrüßt. Dies sei nach der Verabschiedung der Spargesetze in Italien ein weiteres ermutigendes Signal zur Krisenüberwindung, teilten EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy und EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso am Sonntagabend in Brüssel mit.

Beide EU-Spitzen machten deutlich, dass die Ernennung Montis nichts an der vereinbarten wirtschaftspolitischen Überwachung Italiens durch die Europäische Union ändern werde.

„Wie beim Gipfel der Euroländer am 26. Oktober vereinbart, wird die Kommission weiter die Umsetzung der von Italien ergriffenen Maßnahmen zur Stärkung von Wachstum und Beschäftigung prüfen.“ Kommissionsexperten sind bereits seit vergangener Woche in Rom, um die Bücher zu untersuchen.