IWF wird Finanzfeuerwehr und überwacht Italiens Geschäfte, Banken müssen sicherer arbeiten. Doch am letzten Gipfeltag schwelt die Krise stärker als zuvor.

Cannes. Was waren das für Zeiten, als US-Präsidenten wie selbstverständlich im Mittelpunkt von Gipfeltreffen standen. Das hat sich geändert: In Cannes nahm Barack Obama am Donnerstag und Freitag im Kreis der G20 eher eine Nebenrolle ein. Die europäischen Spitzenpolitiker waren mit dem Austreten der Griechenlandkrise beschäftigt und Obama wirkte hin und wieder wie ein verwirrter Beobachter der Bemühungen. Der Abstecher an die französische Riviera wurde für den mächtigsten Mann der Welt aus dem fernen Washington zu einer Art Schnellkurs in Sachen Europa.

Wie sehr der Fahrplan durch die Hellenen durcheinander geriet, zeigte sich vor allem am Protokoll: Es sieht vor, dass der US-Präsident als letzter vorfährt. Dieses Mal gehörte Obama aber zu den ersten Ankömmlingen im Palais des Festivals, der das Gespräch mit den eintreffenden europäischen Spitzenpolitikern suchte.

Bundeskanzlerin Angela Merkel stand ganz oben im Interesse Obamas. Die deutsche Regierungschefin und der französische Präsident Nicolas Sarkozy hatten dem griechischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou die Idee ausgeredet, sein Volk über das international vereinbarte Rettungspaket abstimmen zu lassen.

„Ich glaube, ihr Leute müsst hier sehr kreativ sein“, begrüßte Obama die Kanzlerin und führte sie in ein stilles Eckchen, wo er sich etwa sechs Minuten lang aus erster Hand informieren ließ. Obama lehnte lässig an einem Tisch, Merkel stand vor ihm und unterstrich ihre Erklärungen mit vielen Gesten. Später wunderte sich Obama: „In Europa finden viele Konferenzen statt.“ All die widerstreitenden Interessen unter einen Hut zu bringen, sei harte Arbeit, „aber ich glaube, die können das“, zollte er seinen europäischen Gesprächspartnern während seiner Pressekonferenz Lob.

Bei der Vielzahl der Länder und Einrichtungen in Europa kann natürlich auch ein Obama leicht die Übersicht verlieren. „Es gibt in Europa so viele Institutionen, dass ich nicht weiß, ob es Sarkozy, Merkel oder (EU-Kommissionspräsident Jose Manuel) Barroso oder sonst wer war, der scherzte, dass ich die zurückliegenden Tage auf Crashkurs in Europa war.“

2009 auf Obamas erstem G20-Gipfel bot sich noch das traditionelle Bild. Da stand der neue Mann aus Washington ganz im Mittelpunkt des Geschehens und bekam sogar – was äußerst selten ist – Applaus von Journalisten. Seither sind auch über seiner Präsidentschaft Wolken aufgezogen, und der Kampf um seine Wiederwahl hat erst begonnen. Durch die Euro-Krise gestählt haben Merkel und Sarkozy ganz sicher noch eine Menge Tipps in petto, wie Turbulenzen zu meistern sind.

Mit M a terial von dpa und dapd