Berlusconi will sein Sparprogramm den strengen Blicken des Internationalen Währungsfonds unterziehen.

Cannes. Italien steht künftig unter verschärfter Beobachtung des Internationalen Währungsfonds (IWF). Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat nach Angaben aus italienischen Regierungskreisen eingewilligt, sein Reform- und Sparprogramm auch vom IWF bewerten lassen.

Damit solle Vertrauen an den Märkten geschaffen und die Finanzierung der Schuldenlast erleichtert werden, hieß es am Freitag am Rande des G20-Gipfels in Cannes. Am Vorabend hatten EU-Spitzen und US-Präsident Barack Obama erneut über die Schuldenkrise beraten.

Bislang hatte nur die EU-Kommission den Auftrag, die italienischen Reformschritte zu überwachen. Der IWF gilt allerdings als wesentlich erfahrener und genießt an den Märkten ein hohes Vertrauen.

Italien gilt als nächster Wackelkandidat in der Euro-Gruppe aufgrund seiner hohen Gesamt-Schuldenlast von 120 Prozent der Wirtschaftsleistung sowie eines geringen Wirtschaftswachstums. Im Gegensatz zu anderen Krisenländern ist Italien aber überwiegend bei inländischen Geldgebern verschuldet. Zudem gilt die Wirtschaft grundsätzlich als solide.

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Auf der Tagesordnung am zweiten und letzten Tag des G20-Gipfels in Cannes stehen indes unter anderem die Themen Klima und Energie. Bislang war das Treffen der 20 führenden Industriestaaten der Welt allerdings von der europäischen Schuldenkrise bestimmt. In der Nacht zum Freitag wollten Deutschland und Frankreich mit führenden Vertretern der EU, des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Zentralbank (EZB) bei einem dritten Krisentreffen am Rande des Gipfels über die Lage in Italien beraten. Vor dem Treffen erklärte ein EU-Vertreter, es werde erwartet, dass der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi deutlich mache, dass die Reformvorhaben seiner Regierung nicht nur angekündigt, sondern auch umgesetzt würden.

Aktivisten fordern von G-20 „Robin-Hood-Steuer“

Internationale Hilfsorganisationen haben am Donnerstag die G-20 zur Einführung von Finanztransaktionssteuern aufgefordert. Auch Multimilliardär und Microsoft-Gründer Bill Gates war nach Cannes gereist, um Organisationen wie Oxfam und den WWF bei ihren Forderungen nach der sogenannten „Robin-Hood-Steuer“ zu unterstützen, die Milliarden im Kampf gegen Armut in der Welt einbringen soll. Aktivisten hielten während des Gipfels der G-20-Staaten in Cannes mehrere Kundgebungen und Veranstaltungen ab, um die Staats- und Regierungschefs der 20 wichtigsten Industriestaaten auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen. (dapd/dpa)

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